Die Hoffnung knüpft starke Bande
„Radiance“: Eine poetische Liebesgeschichte erzählt vom Wahrnehmen der Welt und davon, wie Kino Menschen verbinden kann.
Im Film spricht jemand darüber, wie fantastisch die Vorstellungskraft des Fotografen ist. Das gilt auch für die sehbehinderten Menschen, denen ich begegnete. SN: Im Vergleich mit früheren Ihrer Filme, die stark mit Bildern arbeiten, sind diesmal die Worte und die Erzählung wichtiger … Meine Filme haben üblicherweise wenig Dialog, das ist wahr. Aber die Leute, die Audiobeschreibungen machen, müssen ja mit Worten das schildern, was im Bild zu sehen ist. Deswegen war hier meine Strategie, mehr Dialog im Film zu haben, ein bisschen auch ein Schnitt ins eigene Fleisch, weil es ja umgekehrt auch wiederum Szenen kaputt machen kann, wenn zu viel mit Worten zu erklären ist. Genau das wird im Film ja auch diskutiert. Film ist natürlich nicht komplett durch Worte ersetzbar, denn es gibt ja eine cinematografische Sprache, etwas, das durch den Schnitt entsteht, die Erzählung, die sich aus der Bildabfolge ergibt, die Musik. Um daraus Kino zu machen, muss aus all diesen Elementen eine Einheit werden. Das ist eine große Herausforderung, und dem kann eine Beschreibung nur versuchen möglichst nahezukommen. SN: „Radiance“hatte Premiere in Cannes als einer der wenigen Filme, die durch und durch zuversichtlich sind, was das Zwischenmenschliche anbelangt. Das wirkt heute fast altmodisch. Wir leben in chaotischen Zeiten, das mag sein. Aber anstatt das abzubilden, will ich lieber zeigen, dass es Hoffnung gibt zwischen den Menschen. Die Leute leben in Angst, viele haben das Zutrauen verloren an das Leben und aneinander. Wir haben unterschiedliche Kulturen und Biografien, aber als Individuen sind wir immer fähig, miteinander eine Verbindung einzugehen, egal wie verschieden wir sind. Und wenn ich für diese Möglichkeit ein Bild finde, wenn ich es schaffe, dafür sensibel zu machen, was könnte ich für eine schönere Aufgabe haben! Film: