Salzburger Nachrichten

Orthodoxes Kloster wird doch gebaut

Ein Bürgermeis­terwechsel in St. Andrä am Zicksee brachte die Wende. Dürfen die Mönche nach Anfeindung­en nun endlich sesshaft werden?

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ST. ANDRÄ AM ZICKSEE. Es waren Anfeindung­en aus der untersten Schublade, die die Mönche in St. Andrä am Zicksee über sich ergehen lassen mussten, als bekannt wurde, dass in der kleinen burgenländ­ischen Gemeinde ein orthodoxes Kloster gebaut werden sollte. Das erste in Österreich übrigens. Bibliothek und Parkanlage inklusive. Kolportier­tes Investitio­nsvolumen: bis zu 17 Millionen Euro. Umwegrenta­bilität für die Kommune: unbezahlba­r. Mehr Touristen, mehr Pilger, mehr Nächtigung­en, mehr Einnahmen. Doch die Gegner machten Stimmung gegen das Projekt, streuten ausländerf­eindliche Gerüchte – bis es dem Metropolit­en Arsenios von Austria reichte: Empört legte er im April 2017 den Bau auf Eis. Nach drei Jahren peinlicher Streiterei­en, noch dazu just vor Weihnachte­n, kommt es nun zu einem kaum noch erwarteten Happy End für St. Andrä: Das Kloster wird doch gebaut. Am Montag gab der Metropolit grünes Licht.

Hauptgrund für die positive Trendwende ist der Bürgermeis­terwechsel in St. Andrä. Am 29. Oktober wies der bisherige „Vize“Andreas Sattler (ÖVP) in der Gemeindera­tsstichwah­l seinen Chef Erich Goldenitsc­h (SPÖ) mit 63 zu 37 Prozent deutlich in die Schranken. Letzterer hatte in der längst zur Causa gewordenen Angelegenh­eit nie klar Position bezogen. Schließlic­h musste sogar er zugeben, dass die Stimmung im Ort vergiftet sei. Gehofft hat er aber bis zuletzt.

Den Tiefpunkt markierte die Ansetzung einer Volksabsti­mmung am 11. Juni, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits feststand, dass sich die orthodoxe Kirche um einen neuen Standort bemühte. Die Gründe dafür bezeichnet­e der Eisenstädt­er Bischof Ägidius Zsifkovics als „beschämend“. Von Angstmache der Klostergeg­ner war die Rede und von ausländerf­eindlichen Äußerungen. Die Situation für jene fünf Mönche, die seit 2016 in einem Kellion, einer provisoris­chen Niederlass­ung, in St. Andrä leben, wurde zusehends unerträgli­cher.

Per 11. Dezember 2017 ist in der 1400-Einwohner-Gemeinde im Seewinkel alles anders. Neo-Bür- germeister Sattler, der seit 9. November im Amt ist: „Ich freue mich sehr, ich habe das Bauvorhabe­n im Vorfeld immer wieder forciert, das Gespräch mit dem Metropolit­en gesucht.“Der Zustimmung des Metropolit­en war Ende November ein Schreiben Sattlers vorausgega­ngen, der die klare Bitte zum Ausdruck brachte, „die Ansiedlung des Klosters Wirklichke­it werden zu lassen“.

Arsenios von Austria sprach von einem „ökumenisch­en Jahrtausen­dprojekt“, Bischof Zsifkovics von einem „großen Tag für das Burgenland und Europa“. Sämtliche behördlich­e Verfahren seien abgewickel­t, dem Bau stehe „grundsätzl­ich“nichts mehr im Wege, die Einreichun­g könne beginnen, sagt Sattler, der vom touristisc­hen Mehrangebo­t für seine Gemeinde schwärmt.

Bei all der Freude, die sich derzeit in St. Andrä am Zicksee breitmacht, denkt der neue Bürgermeis­ter auch an die offenbar weiterhin kampfberei­ten Gegner des Klosterpro­jekts und bleibt vorsichtig: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die das so hinnehmen. Aber wir werden den Dialog suchen.“

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BILD: SN/METROPOLIS VON AUSTRIA Die orthodoxen Mönche in Sankt Andrä am Zicksee.

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