Stella d’Italia: Und es gibt doch ein Leben im Weltraum
Die neapolitanische Pizza wurde zum Weltkulturerbe erklärt und ein Astronaut hat auf der ISS eine Pizza gebacken. Das hat System.
Paolo Nespoli war mürrisch. Nach hundert Tagen auf der Internationalen Raumstation (ISS) wurde ihm die Aussicht auf die Erde zur Qual. Denn er wusste: Dort unten gibt’s Pizza. Aber Nespolis beiläufiges Gejammere wurde erhört: Zwar nicht von Gott, aber immerhin vom Bodenpersonal der ISS. Es machte ihm die Freude und bestückte den Raumfrachter „Cygnus“zusätzlich mit Pizzateig, Tomatensauce, Käse und Belag. Auch Nespolis Kollege, der US-Astronaut Randy Bresnik, war aus dem Häuschen, als ihm die Weltall-inclusive-Pizza nicht mehr nur vorschwebte, sondern schwerelos vor ihm schwebte. Schließlich sind die US-Amerikaner mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 13 Kilogramm Weltmeister im Pizza-Essen. Auf Platz zwei folgen die Italiener mit 7,6 Kilogramm. Die Österreicher zählen mit 3,3 Kilogramm zu den Schlusslichtern. Stellt sich die Frage: Was müsste wohl die ISS-Bodenstation liefern, wenn auf der ISS ein Österreicher Heimweh kriegt? Schnitzel? Kaiserschmarren? Apfelstrudel? Gulasch? Kebab? Sie sehen: So leicht wie in Italien ist es selten wo, auf einen gemeinsamen Nenner beim Essen zu kommen.
Dabei hätte bei den Italienern schon ein Blick auf ihr Wappen aus dem Jahr 1948 genügt, um herauszufinden, was sie im Schilde führen. Entworfen wurde es von Paolo Paschetto. Jeder halbwegs geübte Symbologe kann daran erkennen, dass die Eroberung des Weltraums durch eine Pizza von langer Hand geplant war. Es besteht aus einem rot eingefassten fünfstrahligen weißen Stern – dieser Stella d’Italia ist als Hinweis auf das Weltall zu werten. Dann ist da noch ein graues Zahnrad – dessen Ähnlichkeit mit einem Pizzarad verblüfft. Außerdem finden wir noch einen Eichenund einen Olivenzweig. Der Eichenzweig steht für den Holzofen, der Olivenzweig für Olivenöl. Während Nespoli nun im Weltraum seine US-amerikanischen Freunde mit Pizza verwöhnte, gelang es italienischen Politikern vorige Woche, das UNESCO-Komitee zu überzeugen, die Handwerkskunst neapolitanischer Pizzabäcker zum immateriellen Weltkulturerbe zu erheben. Begründung: „Diese Tradition fördert soziale Zusammenkünfte und intergenerationellen Austausch.“
Völlig harmlos, aber raffiniert sind wie immer die Franzosen bei der kulinarischen Interpretation ihres Wappens. Die sagen ja selbst, der Hahn sei nur deshalb ihr Wappentier, weil er das einzige Tier der Welt ist, das sich selbst dann noch aufplustert, wenn es knietief im Mist steht. Weshalb der Coq au Vin als Nationalgericht gilt. Also ein zäher Vogel, der so lange in Rotwein geschmort wird, bis er genießbar ist. Schmeckt herrlich! Sollten Sie also jemals die Gelegenheit haben, ins Weltall zu fliegen – nehmen Sie einen Franzosen mit.