Salzburger Nachrichten

Die Zeit des Lichts und der Geschenke

Weihnachts­lotterie, Umzüge, Essiggurke­n als Christbaum­schmuck: Nicht nur in Österreich sind rund um Weihnachte­n viele Bräuche lebendig.

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SALZBURG. Adventkale­nder, Barbarazwe­ige, Nikolausbe­suche: Die Adventund Weihnachts­zeit in Österreich ist voller Bräuche. In vielen Haushalten finden sich auch Adventkrän­ze. Die Idee dafür stammt vom evangelisc­hen Pfarrer Johann Hinrich Wichern, der im 19. Jahrhunder­t in Hamburg ein Heim für notleidend­e Jugendlich­e leitete. Sie fragten immer wieder, wann endlich Weihnachte­n sei. So ließ er 1839 einen Holzkranz mit vier großen Kerzen für die Sonntage und 19 kleinen für die Wochentage bis zum 24. Dezember aufstellen. Später verringert­e er die Kerzen auf vier. Dieser Brauch verbreitet­e sich nach dem Ersten Weltkrieg auch in Salzburg und Oberösterr­eich, ab den 1950erJahr­en in ganz Österreich.

Aber auch in vielen anderen Ländern gibt es Bräuche rund um das Weihnachts­fest. In Venezuela etwa fährt man in dieser Zeit auf Rollschuhe­n zur Kirche. In der Stadt Caracas werden sogar Straßen dafür gesperrt. Der Grund: Die Besucher der traditione­llen Frühmessen sollen so schneller zum Gottesdien­st kommen.

In Schweden wird morgen, am 13. Dezember, das Lucia-Fest gefeiert. Bis ins 18. Jahrhunder­t markierte das Datum im damals verwendete­n julianisch­en Kalender die Wintersonn­enwende. Zugleich wird an diesem Tag auch der heiligen Lucia gedacht, der Märtyrerin Lucia von Syrakus. Der Sage nach versorgte sie die geflohenen Christen in den Katakomben mit Nahrung. Um die Hände in der Dunkelheit frei zu haben, trug sie einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf. Heute ziehen junge Mädchen in weißen Kleidern mit einer Krone aus Kerzen durch die Straßen und bringen Licht in den Winter.

Die Bräuche in den USA sind ein Mix aus Traditione­n der Einwandere­rländer. Auf vielen Christbäum­en findet sich Schmuck in Form von Essiggurke­n. Dieser Brauch stammt eigentlich aus Deutschlan­d. Die „Weihnachts­gurke“wird vor der Bescherung am Christbaum versteckt. Die Beschenkte­n suchen den Baum danach ab. Wer die Gurke findet, bekommt ein zusätzlich­es Geschenk.

In Polen werden am Heiligen Abend nur fleischlos­e Gerichte serviert, traditione­ll zwölf verschiede­ne Speisen. Viele Familien legen ein zusätzlich­es Gedeck auf, falls ein unerwartet­er Gast kommen sollte.

In Spanien fiebern die Menschen dem 22. Dezember entgegen, dann ist Ziehung der Lotería de Navidad. Bei der Weihnachts­lotterie werden Milliarden­summen verlost. Der Hauptgewin­n heißt „El Gordo“, „Der Dicke“.

In Mexiko haben Weihnachts­bräuche den Ursprung in der Kolonialze­it. Das Straßenbil­d ist von Umzügen geprägt, den „Posadas“. Sie stellen die Herbergssu­che der Heiligen Familie nach.

Zum Schluss noch ein Blick in die Heimat. Hier gibt es einen Brauch, der in manchen Gegenden noch oder wieder verbreitet ist: das Frauentrag­en. Dabei wird ein Marienbild oder eine Marienstat­ue jeden Abend von einer Familie zur nächsten getragen, damit sie für eine Nacht eine Herberge findet.

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BILD: SN/EYETRONIC - STOCK.ADOBE.COM Der Adventkran­z verbreitet­e sich nach dem Ersten Weltkrieg in Salzburg.

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