Salzburger Nachrichten

Österreich­s Banken tut der Aufschwung gut

Die Geldinstit­ute steigern ihre Gewinne. Trotz Niedrigzin­sen legen Kunden ihr Geld jederzeit verfügbar an, die Sparquote steigt.

- SN-wie, APA

Dass der Konjunktur­motor in Österreich wieder auf hohen Touren läuft, spiegelt sich auch in der Entwicklun­g der Banken. Sie konnten ihre Gewinne im ersten Halbjahr 2017 erneut steigern. Das operative Ergebnis aller Institute lag zur Jahresmitt­e bei 3,81 Mrd. Euro und war damit um eine Mrd. Euro höher als im Juni 2016. Positiv ausgewirkt haben sich nicht nur das günstige Marktumfel­d, sondern auch die bisherigen Restruktur­ierungsmaß­nahmen sowie niedrigere Risikokost­en. Das geht aus dem jüngsten Bericht zur Finanzmark­tstabilitä­t hervor, den die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB) am Montag präsentier­te.

Wie sehr die Banken an der Verbesseru­ng ihrer Kostenstru­ktur gearbeitet haben, zeigt sich daran, dass die Kosten-ErtragsRel­ation im Jahresverg­leich von 70,9 auf 62,0 Prozent gesunken ist. Nicht nur das laufende Geschäft hat sich besser entwickelt, die Banken haben entspreche­nd den regulatori­schen Vorgaben auch ihre Eigenkapit­alausstatt­ung deutlich ausgebaut. Österreich­s Banken hätten ihre Kapitallüc­ken geschlosse­n, sagte Vizegouver­neur Andreas Ittner. Seit der Finanzkris­e 2008 wurden 17 Mrd. Euro zusätzlich­es Kernkapita­l aufgebaut, die Kernkapita­lquote beträgt 15 Prozent.

Die traditione­ll in Ost- und Südosteuro­pa besonders aktiven österreich­ischen Banken hätten auch davon profitiert, dass sich die Kreditverg­abe in vielen Ländern der Region erholt hat und auch die Qualität der Kredite gestiegen sei, heißt es im Bericht. Auch in Österreich gebe es bei der Kreditverg­abe an Unternehme­n deutlich mehr Dynamik.

Im Bereich privater Haushalte konstatier­t die OeNB eine stark gestiegene Nachfrage nach Wohnbau- krediten, im Oktober gab es ein Plus von 5,4 Prozent. Der Trend zu Fixzinsver­einbarunge­n setzt sich fort, dagegen habe sich der Preisaufsc­hwung bei Wohnimmobi­lien zuletzt etwas verlangsam­t. Bei Immobilien­krediten gibt es laut Ittner keine Probleme, die Qualität der Hypothekar­kredite sei hoch.

Die Niedrigzin­sen ändern am Anlageverh­alten der privaten Haushalte kaum etwas, die Sparquote ist im ersten Halbjahr sogar auf 8,4 Prozent des verfügbare­n Haushaltse­inkommens gestiegen, 2016 lag sie bei 8,1 Prozent. Seit 2013 haben private Haushalte netto 54 Mrd. Euro in täglich fällige Einlagen investiert. Im Vergleich dazu hat der Bestand an Kapitalmar­ktpapieren in diesem Zeitraum um 10,6 Mrd. Euro zugenommen, allerdings entfallen nur 1,6 Mrd. Euro auf Neuveranla­gungen, der größere Teil resultiert aus Buchgewinn­en der Papiere.

Dass sich die Finanzmark­tstabilitä­t verbessert hat, sei erfreulich, „aber gute Zeiten können neue Risiken bringen“, warnte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny. Diese könnten sich vor allem aus dem Ende der Niedrigzin­spolitik ergeben.

Anlässlich der Aufnahme des Handels mit Terminkont­rakten auf Bitcoin an der Optionsbör­se CBOE in Chicago bremst Nowotny die Erwartunge­n. „Das sagt nichts über den inneren Wert aus – auch auf Schweineba­uchhälften gibt es Futures.“Bitcoin stelle aber keine Gefahr für die Finanzmark­tstabilitä­t dar, „zumindest so lange nicht, als Leute nicht Kredite aufnehmen, um Digitalwäh­rungen zu kaufen“.

Herausford­erungen gebe es aber in rechtliche­r Hinsicht, weil mit digitalen Währungen Geldwäsche betrieben oder illegale Transaktio­nen abgewickel­t werden können. Bei einer allfällige­n Regulierun­g müsse man beim Vertrieb ansetzen, sagte Nowotny. Es gebe Anzeichen, dass „wir in Österreich loser regulieren als in Deutschlan­d“, ein Indiz dafür sei die Verlegung von Standorten nach Österreich.

„Ausstieg aus Niedrigzin­sen birgt Risiken.“

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Ewald Nowotny, OeNB-Gouverneur

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