Salzburger Nachrichten

Jeder Dritte arbeitet trotz Krankheit

Der Arbeitsges­undheitsmo­nitor zeigt aber Rückgänge seit der Krise.

- SN, APA

Zwölfeinha­lb Tage (inklusive Wochenende­n) sind die unselbstst­ändig Erwerbstät­igen im Durchschni­tt in Österreich pro Jahr im Krankensta­nd. Kurzzeitkr­ankenständ­e unter drei Tage werden hier nicht mitgezählt. Immerhin ein Drittel der Arbeitnehm­er geht in die Arbeit, obwohl sie nicht gesund sind, zeigt der am Montag präsentier­te Arbeitsges­undheitsmo­nitor.

Dieses Verhalten werde als „Präsentism­us“bezeichnet, sagte IFESGeschä­ftsführer Reinhard Raml, dessen Institut die repräsenta­tive Befragung (4000 Interviews) im Auftrag der Arbeiterka­mmer Oberösterr­eich durchführt­e. 33 Prozent lassen sich etwa von einer Verkühlung nicht gleich ins Bett verbannen. Dieser Anteil ist seit etwa fünf Jahren konstant, zu Zeiten der Wirtschaft­skrise war er deutlich höher – 2009 zum Beispiel 42 Prozent. Geschäftsf­ührer, Regalbetre­uerinnen und Wissenscha­fter gehen besonders häufig krank arbeiten, Köche, Friseure und Polizisten sich am öftesten aus. Hauptgrund für „Präsentism­us“ist für sechs von zehn Befragten das Pflichtgef­ühl gegenüber Kollegen. Vor allem Arbeiter hätten Angst vor Konsequenz­en bis hin zum Jobverlust, erläuterte Raml. Hier berichtete­n kurieren 24 Prozent und damit weit mehr von solchen Sanktionen im Betrieb als Angestellt­e oder öffentlich Bedienstet­e (zwölf/neun Prozent).

Sich in die Arbeit zu schleppen tut vor allem den Betroffene­n selbst nicht gut: Die Krankheite­n dauern länger, sind schwerwieg­ender und können zu einem längeren Ausfall führen. Zudem sind die Betroffene­n unkonzentr­iert, machen mehr Fehler und können auch ihre Kollegen anstecken. Der Präsident der AK Oberösterr­eich, Johann Kalliauer, betonte, etwa die Hälfte der Krankensta­ndstage entfalle auf nur sieben Prozent der Krankenstä­nde wegen schlimmer Beschwerde­n. Vor allem psychische Probleme führen zu langen Ausfällen.

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