„Ich würde gerne wieder in den Lungau“
Altersarmut, ein Schicksal, das den Lebensabend von Anneliese Plackner ganz schön mühsam werden lässt. Das Träumen hat sie längst aufgegeben.
Anneliese Plackner sitzt am Küchentisch und hält eine Kostenaufstellung für ihre Fahrt nach Ried im Innkreis in Händen: „58 Euro kostet es hin und zurück, wenn ich meinen Sohn besuche. Das geht sich nur selten aus.“Das wird klar, wenn man weiß, dass 58 Euro in etwa die Summe ist, die die 68jährige Flachgauerin in drei Wochen zum Leben hat. Man mag sich fragen, warum sie nicht öffentliche Verkehrsmittel benutzt. Dazu ist sie aufgrund ihres psychischen und körperlichen Zustandes nicht in der Lage.
Plackner lebt von der Mindestsicherung und ist besachwaltet. Ihr einziger Besitz ist ein heruntergekommenes Häuschen in Lamprechtshausen, das sie von ihrem Partner nach dessen Tod geerbt hat. Die Lebenssituation dort ist Substandard, das Bad veraltet, die Haustür defekt, an Re- paraturarbeiten ist nicht zu denken. Im Alltag ist die Frau auf Hilfe angewiesen. Jeden Tag kommt jemand vom Hilfswerk vorbei, um ihr bei der täglichen Hygiene, der Einnahme ihrer Medikamente oder Besorgungen zu helfen.
Manfred Feichtenschlager leitet beim Hilfswerk die Fachabteilung „Soziale Arbeit“: „Hier haben wir es mit einem Fall von Altersarmut zu tun. In Zukunft wird uns dieses Thema verstärkt beschäftigen.“Denn die Berufsbiografien der Österreicher würden brüchiger, das Arbeitsleben sei nicht mehr so konstant wie einst, als man noch sein ganzes Arbeitsleben bei einer oder maximal zwei Arbeitsstellen verbrachte.
Anneliese Plackner ist keineswegs ihr Leben lang untätig ge- wesen. Sie hat gearbeitet, mal für ein paar Wochen als Zimmermädchen, mal als Abwäscherin. Zu wenig, um zu einem Pensionsanspruch zu gelangen. Darum habe sie sich nicht gekümmert, sagt sie. Zudem sei da auch ihr geistig beeinträchtigter Sohn gewesen, der heute 47 Jahre alt ist und in einer Einrichtung in Ried lebt. Ihn würde sie gerne öfter besuchen, wenn sie es sich leisten könnte. Sie hätten ein gutes Verhältnis.
Gefragt nach Träumen schaut Plackner verständnislos. „Träume hab ich eigentlich keine“, meint sie. Früher, als ihr Partner noch lebte, seien sie manchmal in den Lungau gereist. „Dort würde ich gerne wieder einmal hin, aber dazu braucht man Geld.“ SN-Info: