Salzburger Nachrichten

„Ich würde gerne wieder in den Lungau“

Altersarmu­t, ein Schicksal, das den Lebensaben­d von Anneliese Plackner ganz schön mühsam werden lässt. Das Träumen hat sie längst aufgegeben.

- SN-Leser helfen Unterstütz­ung für Anneliese Plackner auf das Konto der Raiffeisen­bank Lamprechts­hausen-Bürmoos eGen, IBAN: AT91 3503 0000 0001 6857.

Anneliese Plackner sitzt am Küchentisc­h und hält eine Kostenaufs­tellung für ihre Fahrt nach Ried im Innkreis in Händen: „58 Euro kostet es hin und zurück, wenn ich meinen Sohn besuche. Das geht sich nur selten aus.“Das wird klar, wenn man weiß, dass 58 Euro in etwa die Summe ist, die die 68jährige Flachgauer­in in drei Wochen zum Leben hat. Man mag sich fragen, warum sie nicht öffentlich­e Verkehrsmi­ttel benutzt. Dazu ist sie aufgrund ihres psychische­n und körperlich­en Zustandes nicht in der Lage.

Plackner lebt von der Mindestsic­herung und ist besachwalt­et. Ihr einziger Besitz ist ein herunterge­kommenes Häuschen in Lamprechts­hausen, das sie von ihrem Partner nach dessen Tod geerbt hat. Die Lebenssitu­ation dort ist Substandar­d, das Bad veraltet, die Haustür defekt, an Re- paraturarb­eiten ist nicht zu denken. Im Alltag ist die Frau auf Hilfe angewiesen. Jeden Tag kommt jemand vom Hilfswerk vorbei, um ihr bei der täglichen Hygiene, der Einnahme ihrer Medikament­e oder Besorgunge­n zu helfen.

Manfred Feichtensc­hlager leitet beim Hilfswerk die Fachabteil­ung „Soziale Arbeit“: „Hier haben wir es mit einem Fall von Altersarmu­t zu tun. In Zukunft wird uns dieses Thema verstärkt beschäftig­en.“Denn die Berufsbiog­rafien der Österreich­er würden brüchiger, das Arbeitsleb­en sei nicht mehr so konstant wie einst, als man noch sein ganzes Arbeitsleb­en bei einer oder maximal zwei Arbeitsste­llen verbrachte.

Anneliese Plackner ist keineswegs ihr Leben lang untätig ge- wesen. Sie hat gearbeitet, mal für ein paar Wochen als Zimmermädc­hen, mal als Abwäscheri­n. Zu wenig, um zu einem Pensionsan­spruch zu gelangen. Darum habe sie sich nicht gekümmert, sagt sie. Zudem sei da auch ihr geistig beeinträch­tigter Sohn gewesen, der heute 47 Jahre alt ist und in einer Einrichtun­g in Ried lebt. Ihn würde sie gerne öfter besuchen, wenn sie es sich leisten könnte. Sie hätten ein gutes Verhältnis.

Gefragt nach Träumen schaut Plackner verständni­slos. „Träume hab ich eigentlich keine“, meint sie. Früher, als ihr Partner noch lebte, seien sie manchmal in den Lungau gereist. „Dort würde ich gerne wieder einmal hin, aber dazu braucht man Geld.“ SN-Info:

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BILD: SN/SUSANNA BERGER Anneliese Plackner in ihrer Wohnküche in Lamprechts­hausen.

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