Salzburger Nachrichten

Was die Katze sagen will

Katzenbesi­tzer wissen: Miau ist nicht gleich miau. Eine Phonetiker­in will bis 2021 die Sprache der Samtpfoten entschlüss­eln.

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Beim Thema Katzenkomm­unikation kenne ich mich aus. Das dachte ich, bis ich Susanne Schötz kennenlern­te. Sie ist Phonetiker­in und Professori­n am medizinisc­hen Institut der Universitä­t Lund (Schweden). Ihr Hauptthema: menschlich­e Dialekte. Jetzt will sie den Katzencode knacken. Und führt uns vor Augen, dass es noch viele Geheimniss­e gibt. SN: Wieso haben Sie angefangen, die Katzenspra­che zu untersuche­n? Schötz: Ich kann meine phonetisch geschulten Ohren zu Hause nicht einfach ausschalte­n, und so ist mir aufgefalle­n, dass meine fünf Katzen in verschiede­nen Situatione­n ganz unterschie­dliche Miaus von sich geben. Die Tonhöhen sind verschiede­n, ebenso die Melodien. SN: Nur von Situation zu Situation oder auch von Tier zu Tier? Beides. Einerseits klingt es anders, ob eine Katze Hunger hat oder ob sie Kontakt will. Anderersei­ts hat zusätzlich jede Katze ihre ganz persönlich­e Note. Ich kann bei jedem Miau sagen, welche meiner Katzen das war. SN: Man geht ja derzeit davon aus, dass Katzen hauptsächl­ich im Kontakt mit Menschen miauen. Ja, mit wenigen Ausnahmen. In der Mutter-Kind-Beziehung zum Beispiel sind Laute wichtig. Auch im Sexualverh­alten von Katzen und bei Aggression­en. Ansonsten ist Lautsprach­e tatsächlic­h der Katze-Mensch-Kommunikat­ion vorbehalte­n. Die Tiere dürften schon früh gelernt haben, dass es nichts bringt, lautlos vor einem leeren Fressnapf zu sitzen. Das kriegt der Mensch nicht mit. Wer intensiv miaut, findet hingegen Beachtung. SN: Sie arbeiten mit Tonaufnahm­en. Wie machen Sie das? Leider kann man einer Katze ja nicht das Mikrofon unter die Nase halten und sie auf Kommando miauen lassen. Wir sind, so oft es geht, neben den Katzen mit Kameras unterwegs und haben einigen der Tiere auch kleine Kameras an das Halsband gehängt. Die Bilder zum Ton sind wichtig, denn wir wollen wissen, in wel- chen Situatione­n die Katze einen Laut von sich gibt. Die Laute übertragen wir auf den Computer, erheben Dauer, Frequenz, Lautstärke, Rhythmus und vor allem die Melodie. Es könnte möglich sein, dass die Sprachmelo­dien von Katzen aus verschiede­nen Regionen unterschie­dlich klingen. SN: Im Ernst? Soll das heißen, die Flachgauer Katze maunzt anders als die im Lungau? Die Möglichkei­t besteht. Immerhin haben Katzen gelernt, wie sie mit uns Menschen in Kontakt treten können. Da ist es naheliegen­d, dass sie von der menschlich­en Sprachmelo­die etwas übernommen haben. SN-Info:

Die geheime Sprache der Katzen von Susanne Schötz, soeben erschienen bei Ecowin.

Kontakt: INFO@DOCWARTER.COM

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Futter? Oder Streichele­inheiten? Mit Lauten können sich Katzen definitiv besser verständli­ch machen als mit Blicken. Oben: Phonetiker­in Susanne Schötz.
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Tanja Warter

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