Viele Hürden für Notreisende
Zum Leserbrief vom 30. 11. 2017 im SN-Lokalteil von Erwin Stocker:
Wir begrüßen die sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema Betteln im Leserbrief von Herrn Erwin Stocker vom 30. 11. 2017. Ein zentraler Ansatz professioneller Hilfsorganisationen ist die „Hilfe zur Selbsthilfe“, mit dem Ziel, die Kompetenzen und Fähigkeiten von Betroffenen bestmöglich einzusetzen. Leider ist das im Falle der Notreisenden nicht immer so einfach. Viele sprechen nicht ausreichend Deutsch oder haben keine Schulbildung – Grundvoraussetzungen für eine Anstellung. Rechtliche und faktische Hürden kommen erschwerend hinzu. EU-Staatsangehörige, also auch Menschen aus Rumänien oder Bulgarien, benötigen eine „Anmeldebescheinigung“. Diese wird nur erstellt, wenn man nachweisen kann, dass man sich selber erhalten kann bzw. in einem Arbeitsverhältnis ist. Ein Meldezettel muss neben der Anmeldebescheinigung vorgewiesen werden. Armutsmigranten/-innen ist es finanziell meist nicht möglich, eine Wohnung anzumieten. Damit hat ein Großteil der bettelnden Menschen in Salzburg keine Chance auf einen Arbeitsplatz.
Die Caritas hilft, indem Streetworker bettelnde Menschen aufsuchen. Im Haus Franziskus bekommen sie für eine begrenzte Zeit Unterkunft und werden über Beratungsund Unterstützungsangebote informiert. Das Diakoniewerk hat gemeinsam mit der Caritas, dem Roten Kreuz und dem Stift St. Peter ein Bildungsprojekt zur Hilfe vor Ort im rumänischen Dumbraveni geschaffen. Die Beratungsstelle des RomaVereins Phurdo hilft Roma bei der Integration am Arbeitsmarkt, mit dem vom ESF und dem Sozialministerium geförderten Projekt „Roma Empowerment am Arbeitsmarkt“. Die Malteser bauen in Pauleasca, dem rumänischen Heimatort der meisten Salzburger Bettler/innen, ein Sozialzentrum für Mütter und Kinder.
Hätten die Betroffenen in ihrer Heimat reale (Über-)Lebensperspektiven, würden sie in den meisten Fällen auch dort bleiben. In Österreich geht es vielfach um Nothilfe zum Überleben. Die Notreisenden setzen das erbettelte Geld für die Verbesserung der Lebenssituation für sich und ihre Kinder ein. Die Hilfe vor Ort versucht langfristig ein menschenwürdiges Leben in Rumänien zu ermöglichen. Für manche ein Tropfen auf den heißen Stein. Für die Betroffenen ein Hoffnungsstern am Horizont. Caritas-Direktor Johannes Dines für die Plattform „Armut hat Platz“ Schreiben Sie uns!