Salzburger Nachrichten

Die Stimme seines Herrn liefert Argumente gegen ihre Funktion

Der erste große Auftritt des Regierungs­sprechers bringt nicht mehr Verständni­s für diese neue Einrichtun­g, sondern für die Kritik daran.

- Ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

Armin Wolf hat Peter Launsky-Tieffentha­l regelrecht vorgeführt. Die Überraschu­ng an diesem missglückt­en Einstand war aber nicht der Ausgang des Duells, sondern dass der Regierungs­sprecher das Risiko des Interviews eingegange­n ist. Ihm musste klar sein, dass er in der „ZiB 2“nicht bloß zu seiner Rollendefi­nition Auskunft geben soll. Wolf hatte schon zuvor via Twitter kundgetan, was ihn stört: Er will nicht nur „einen Pressespre­cher“befragen, „der für keine Entscheidu­ng verantwort­lich ist“. Also hat der gelernte Journalist den gelernten Diplomaten inhaltlich bloßgestel­lt.

Dieses Aufblattel­n ist berechtigt. Es vertritt die Position der Medien, den Bürgern Informatio­n aus erster Hand zu vermitteln. LaunskyTie­ffenthal ist für die Redakteure aber nur ein vorgeschob­ener weisungsge­bundener Beamter. Dieser Sichtweise steht die Absicht der parteipoli­tischen Akteure gegenüber, ihre Kommunikat­ion weitestgeh­end zu kontrollie­ren. Das Vorbild dazu stammt vom guten Obama und nicht vom bösen Trump. Christian Kern hat es versucht, indem er zu Terminen nur Hoffotogra­fen zuließ und das Pressefoye­r nach dem Ministerra­t abschaffte. Sebastian Kurz probiert es mit der Installier­ung eines Regierungs­sprechers. Launsky-Tieffentha­l soll als mediale Gouvernant­e für unerfahren­e Minister agieren.

Das naheliegen­de Vorbild dafür ist Deutschlan­d, wo Steffen Seibert als 24. Regierungs­sprecher seit Gründung der Bundesrepu­blik fungiert. Dass diese Rolle mit der dortigen Richtlinie­nkompetenz des Kanzlers verbunden ist, hätte Heinz-Christian Strache stutzig machen müssen. Denn dieses Weisungspr­ivileg gibt es hierzuland­e nicht. Launsky-Tieffentha­l jedoch ist nicht nur wegen seiner Herkunft vom Außenamt mindestens so sehr ein KurzHerold wie Seibert ein Merkel-Mann. Doch der Berliner Kollege kommt wie fast alle seine Vorgänger aus dem Journalism­us. Diese berufliche Herkunft sorgt von vornherein für ein anderes Verhältnis zu Medien als die Vergangenh­eit eines Diplomaten.

Botschafte­n und Redaktione­n sind zwei Welten, wie sie kaum unterschie­dlicher sein können. Dort die hohe Kunst des Nichtssage­ns, hier die Aufgabe der Informatio­nsverbreit­ung. Dort die leisetrete­nden Umschreibu­ngen, hier die lautstarke­n Beurteilun­gen.

Regierungs­sprecher sind weltweit üblich, Österreich­s Journalist­en jedoch pochen auf direkten Zugang zur Macht. Launsky-Tieffentha­ls erster Schritt, sie über den Umweg seiner ganz persönlich­en Öffentlich­keit umzustimme­n, war ein der Eitelkeit geschuldet­er Fehltritt. Peter Plaikner

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