Salzburger Nachrichten

„Die Leute wollen ein digitalisi­ertes Skigebiet“

„Ski to go“, „pay per use“und virtueller One-Stop-Shop: Wie neue technische Lösungen das Skifahren revolution­ieren.

- Robert Seeger junior, Sohn des legendären Sportmoder­ators, betreibt eine Agentur für Kommunikat­ionskunst in Wien und berät Skigebiete.

Die Digitalisi­erung prägt bereits viele Bereiche des Lebens. Geht es nach dem Kommunikat­ionsexpert­en Robert Seeger junior, wird auch die Seilbahnbr­anche nicht darum herumkomme­n. SN: Haben die österreich­ischen Skigebiete die Zeichen der Digitalisi­erung erkannt? Robert Seeger junior: Sie haben erkannt, dass man sich verändern muss. Zeichen zu erkennen heißt aber nicht gleich, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Das Hauptprobl­em ist, dass geglaubt wird, technische Innovation­en wie Lifte seien ein ultimative­s Allheilmit­tel. SN: Welche Lösungen bietet die Digitalisi­erung, um für die Gäste attraktiv zu bleiben? Das größte Potenzial der Digitalisi­erung liegt in der Vernetzung – paradoxerw­eise funktionie­ren der Skiverleih, Seilbahnen, Parkplätze und Skischulen immer noch autark. Es werden zwar neue Lifte gebaut, als Skifahrer muss ich aber mit meinen Turnschuhe­n immer noch durch den Gatsch am Parkplatz. Danach muss ich mich lange für eine Liftkarte anstellen, bevor ich in den Skitag starten kann. SN: Wie wirkt sich die Digitalisi­erung auf die Angebote der Skigebiete aus? Das Zauberwort ist Instant Gratificat­ion: Was die Leute wollen, ist ein digitalisi­ertes Skigebiet mit einem One-Stop-Shop und einem „Ski-togo-Angebot“. Die Gäste wollen sich heute mit dem Smartphone daheim vorregistr­ieren und ihren Skipass, Leihski und auch den Parkplatz im Vorhinein buchen. Im Skigebiet selbst holen sie nur noch ihre Ski mit der integriert­en Skikarte ab und starten ohne langes Anstehen in den Skitag. Das Preismodel­l muss dabei „to go“werden. Es geht eher in Richtung „pay per use“: Ich zahle für die Dinge nach ihrer Verwendung. Sprich: Man rechnet dabei danach ab, wie viel Zeit man auf der Piste verbringt. SN: Warum kommt es zu diesen Veränderun­gen? Skigebiete leben heute von Menschen, die gern in den Urlaub fahren, für die allerdings der Besitz von Ski nicht mehr wichtig ist. Wenn sich mit der Fernbedien­ung des modernen Lebens – dem Smartphone – nicht auch das Skigebiet steuern lässt, werden sich die Gäste schon bald andere Freizeitmö­glichkeite­n suchen. SN: Wie schaut ein digitalisi­ertes Skigebiet aus? Das Grundprinz­ip wird sein, dass ich in Zukunft nur noch ein einziges Gerät brauche, das mir alle Türen öffnet – mit dem ich den Tisch in der Hütte, die Ski und den Skilehrer vorbestell­en kann. Vermutlich wird das in Zukunft das Smartphone sein. Das digitalisi­erte Skigebiet selbst wird sich vom Aussehen nicht sehr verändern. Vernetzung heißt nicht, dass überall Kameras permanent Bilder liefern.

„Preismodel­l muss künftig

,to go‘ sein.“

Zur Person:

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BILD: SN/HEINZ BAYER SN-Schwerpunk­t in Kooperatio­n mit dem Netzwerk Winter Optisch verändern sich die Skigebiete in Zukunft kaum.
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Robert Seeger junior, Kommunikat­ionsexpert­e

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