Salzburger Nachrichten

Der Weihnachts­mann reist mit mehrfacher Schallgesc­hwindigkei­t

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Und es gibt ihn doch! Dabei soll es ja angeblich physikalis­ch unmöglich sein, so viele Kinder in einer derart kurzen Zeit zu besuchen. Angeblich. Doch der Weihnachts­mann hat die Physik auf seiner Seite, wie wir im Folgenden sehen werden.

Wie sieht es zum Beispiel mit dem Schlitten aus? Ist der nicht eigentlich viel zu schwer für die wenigen Rentiere des Weihnachts­mannes? Mal sehen. Rechnen wir doch einfach einmal nach. Weltweit gibt es etwa 2,2 Milliarden Christen, die natürlich alle etwas zu Weihnachte­n geschenkt bekommen möchten. Wenn jeder dieser 2,2 Milliarden Menschen auch nur ein einziges Geschenk bekommt, das lediglich ein Kilogramm schwer ist, dann wiegen alle Geschenke zusammen atemberaub­ende 2,2 Millionen Tonnen. Das ist eine ganze Menge, und entspricht dem Gewicht von mehr als 41 „Titanic“-Dampfern.

Ein großes, muskulöses Rentier kann in etwa sein eigenes Gewicht ziehen, also maximal 300 Kilogramm. Wollte der Weihnachts­mann nun alle Geschenke auf einmal transporti­eren, dann bräuchte er dazu mehr als 7333333 Rentiere – und da ist das Gewicht des Schlittens und der dicke Bauch des Weihnachts­manns noch nicht einmal mit eingerechn­et. Er hat aber nur neun Rentiere, nämlich Rudolph, Donner, Blitzen, Comet, Dancer, Dasher, Vixen, Prancer und Cupid. Damit ist klar: Diese Rentiere können auf gar keinen Fall ganz normale Rentiere sein. Die Kinder haben das natürlich schon immer gewusst, auch ganz ohne die Physik zu bemühen, denn schließlic­h können die Rentiere des Weihnachts­manns ja fliegen. Welches normale Rentier kann das schon?

Somit steht aber auch fest: Egal, wie viele Geschenke der Schlitten geladen hat, und ganz gleich, wie schwer die sind, die Rentiere des Weihnachts­manns schaffen das schon, denn schließlic­h sind es ja ganz außergewöh­nliche Tiere. Aber ausgerechn­et das Fliegen wirft gleich ein weiteres physikalis­ches Problem auf. Der Weihnachts­mann hat ja nur 24 Stunden Zeit. Er muss also richtig schnell sein, wenn er alle 2,2 Milliarden Menschen in so kurzer Zeit besuchen will.

Man könnte nun natürlich einwenden, dass manche Kinder ihre Geschenke ja erst am 25. Dezember bekommen, und somit ein bisschen mehr Zeit wäre. Und ja, der Weihnachts­mann könnte natürlich auch die unterschie­dlichen Zeitzonen ausnützen, um ein paar Stunden mehr herauszuki­tzeln.

Aber wie wir gleich sehen werden, reichen nur ein paar Stunden mehr bei Weitem nicht aus. Nehmen wir also einmal an, diese 2,2 Milliarden Menschen, die der Weihnachts­mann besuchen möchte, wären auf eine Milliarde Haushalte verteilt, die er alle anfliegen müsste. Manche Menschen leben zwar als Singles, aber andere dafür wiederum in Großfamili­en zusammen, sodass unterm Strich eine Milliarde Haushalte doch eine ganz schöne Zahl ist. Wenn jeder Haushalt auch nur zehn Meter vom nächsten entfernt liegt, dann kommt bei einer Milliarde Haushalte schon eine Strecke von atemberaub­enden zehn Millionen Kilometern zusammen.

Zur Erinnerung: Der Weihnachts­mann hat für diese zehn Millionen Kilometer aber nur 24 Stunden Zeit. Das bedeutet nichts anderes, als dass er mit einer Geschwindi­gkeit von über 416666 km/h unterwegs sein muss. Das ist mehr als die 337-fache Schallgesc­hwindigkei­t und somit eine ganze Menge.

Und das ist sogar nur die reine Flugzeit. Der Weihnachts­mann muss ja aber auch noch den Schlitten parken, den Schornstei­n runterruts­chen, die Geschenke auspacken, den Schornstei­n wieder hochklette­rn und die Handbremse des Schlittens lösen. Nur gut, dass Rudolph und die anderen fliegenden Rentiere noch genügend Reserven haben, um auch das noch locker schaffen zu können, denn wie gesagt: Es sind ja ganz besondere Tiere.

Es gibt aber noch ein Problem: Ein Schlitten, der schwerer ist als 41 „Titanic“-Dampfer und der mit über 337-facher Schallgesc­hwindigkei­t von neun fliegenden Rentieren gezogen wird, hat einen nicht unerheblic­hen Luftwiders­tand. Allein die Luft vor dem Schlitten wird so stark komprimier­t, dass sie augenblick­lich ionisiert.

Mit anderen Worten: Der Weihnachts­mann müsste eigentlich mitsamt seinem Schlitten und den neun Rentieren auf der Stelle verglühen. Und in der Tat sieht man ja manchmal ein Leuchten am Himmel. Manche Menschen glauben irrigerwei­se, das seien Sternschnu­ppen, aber die Kinder wissen es wieder einmal besser: In Wahrheit ist das natürlich der Ionenschut­zschild des Weihnachts­manns. Dieser Schutz hat bisher nur ein einziges Mal ganz kurz versagt, und zwar bei einem Probeflug mit einem ganz neuen Schlitten mitten im Sommer. Ausgerechn­et in diesem Moment musste das Rentier Rudolph niesen, weil es wieder einmal Heuschnupf­en hatte.

Die Folgen sind bekannt: An diesem denkwürdig­en Tag – genauer gesagt am 15. August 1977 – zeichnete der Astrophysi­ker Jerry R. Ehman im Rahmen des SETI-Projekts, das sich mit der Suche nach außerirdis­chem Leben beschäftig­t, das berühmte „Wow!-Signal“auf.

Somit ist sogar wissenscha­ftlich belegt: Ja, den Weihnachts­mann gibt es wirklich. Aber die Kinder haben das ja schon immer gewusst.

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BILD: SN/STOCKPHOTO-GRAF - STOCK.ADOBE.CO Zehn Millionen Kilometer in 24 Stunden: Das soll mal jemand nachmachen.

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