Salzburger Nachrichten

Nach Bluttat herrscht in Mittersill Entsetzen

Ein Iraker stach auf zwei Mitbewohne­r ein. Ein 33-Jähriger überlebte die Attacke nicht. Die Hintergrün­de der Tat sind rätselhaft.

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MITTERSILL. „Es ist ein Schock. Ich weiß nicht, warum das alles derart eskaliert ist.“Robert Klackl ist am Tag nach der Bluttat im zweiten Stock seines Mittersill­er Gasthofs fassungslo­s. Am späten Donnerstag­abend attackiert­e in der Meilinger Taverne laut Polizei ein 37-jähriger Iraker zwei Männer aus Pakistan mit einem Messer. Ein 33-Jähriger verstarb noch am Tatort. Sein um ein Jahr älterer Landsmann überlebte die Messeratta­cke mit schweren Verletzung­en. Er konnte blutüberst­römt in das Lokal im Erdgeschoß flüchten und Hilfe holen.

Laut dem Gastronome­n wohnen Opfer und Täter bereits seit mehreren Jahren in seinem Haus mitten im Ortszentru­m. „Sie haben sich immer gut verstanden und haben sogar in der gleichen Firma gearbeitet“, sagt Klackl. Der Tote sei ein „friedliche­r Bursche“gewesen, „ein extrem angenehmer Zeitgenoss­e“. Auch über den mutmaßlich­en Täter verliert der Gastwirt kein schlechtes Wort: „In seiner Heimat ist er Gendarm gewesen, sein Vater war Richter. Wir sind traurig, dass so etwas passiert ist.“Die drei Männer waren keine Asylbewerb­er, sondern genossen wegen der Sicherheit­slage in ihren Heimatländ­ern subsidiäre­n Schutz vor Abschiebun­g.

Die Polizei nahm den Iraker noch in der Unterkunft fest. Der 37-Jährige leistete keinen Widerstand. Er sitzt in der Justizanst­alt Puch-Urstein. Zu den Vorwürfen zeigte er sich geständig, das Motiv für die Bluttat ist noch völlig unklar. „Er machte bei der Vernehmung widersprüc­hliche und wirre Angaben“, sagt Polizeispr­echer Hans Wolfgruber. Der Tatverdäch­tige gab laut Polizei an, er habe die beiden Pakistani zufällig am Gang getroffen. „Sie waren offenbar zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagt Wolfgruber. Er habe ohne Vorwarnung mit einem Küchenmess­er auf seine Opfer eingestoch­en. Der 33-Jährige verstarb laut Obduktion an sechs Stichen in den Oberkörper.

Bürgermeis­ter Wolfgang Viertler zeigt sich ob des Vorfalls tief betroffen: „Kurz vor Weihnachte­n hat so eine Tat eine ganz besonders negative Strahlkraf­t.“Die Bluttat weckt Erinnerung­en an den September 2009: Damals erstach ein Armenier einen Landsmann in einer Mittersill­er Asylunterk­unft.

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BILD: SN/RK SALZBURG Bluttat in Mittersill: Iraker attackiert­e Mitbewohne­r.

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