Intelligenz ist Sache des Menschen
Smart Home, also das intelligente und vernetzte Zuhause, ist so ein Schlagwort, das in Medien und Verkaufsprospekten derzeit gern verwendet wird. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Slogan, beziehungsweise, wann ist ein solches System tatsächlich intelligent? „Das Problem ist, dass die derzeit angebotenen Möglichkeiten in den meisten Fällen Insellösungen darstellen“, sagt Norbert Ahammer, Geschäftsführer der Wiener Firma Siblik Elektrik. „Die können dann aber untereinander nicht kommunizieren.“So gibt es Geräte und getrennte Steuerungen für die Heizung, für das Licht oder auch eine Alarmanlage. „Außerdem stellt sich dann oft die Frage, was in zehn Jahren passiert, beziehungsweise, wie dann die Technologie ausschauen wird“, betont Ahammer. Sein Unternehmen setze daher auf einen einheitlichen Standard, damit alle Komponenten untereinander vernetzt seien. „Es gab schon vor Jahren den europäischen Installations-Bus, der dann zum sogenannten KNX-Standard geführt hat“, erklärt der Experte. Diese europäische Norm ermöglicht es, dass die verschiedenen Systeme der einzelnen Hersteller einheitlich miteinander kommunizieren. Denn ein Beschattungssystemhersteller beispielsweise interessiert sich natürlich nicht für die Steuerung von Heizanlagen. Ahammer: „Letztlich interessiert sich jeder nur für die eigenen Produkte.“Für ein echtes Smart Home ist dies aber sehr wohl notwendig.
Das heimische Familienunternehmen Siblik mit 131 Mitarbeitern und vier österreichischen Standorten macht genau das, jeweils in Zusammenarbeit mit Elektro-Gewerbebetrieben, denn Siblik verkauft nicht direkt an Endkunden, sondern berät sie nur. „Da gibt es in Österreich ein deutliches Gefälle. Haussteuerungen auf KNX-Basis finden sich im Westen häufig, im Osten dagegen noch wenig“, erzählt Ahammer. Er führt dies auf den Tourismus zurück, wo vor allem im gehobenen Hotel- und Restaurantbereich solche Systeme schon lang zum Einsatz kommen. Dadurch hätten auch die dortigen Elektrobetriebe die entsprechende Fachkompetenz, was dann auch dem „normalen“Häuslbauer zugutekomme. Apropos Häuslbauer: Wie startet man als Kunde mit einem solchen System? Ahammer: „Die Menschen wollen dies, die wichtigste Anwendung ist derzeit die Türkommunikation.“Wenn jemand an der Haustür klingelt, war das früher eine Audioanwendung, heute geht das per Video. Ahammer: „Damit bin ich schon beim Bus-System, denn die Menschen wollen das Bild aktuell auf dem Handy haben.“
Vor allem, wenn es dann aufwendiger werde, seien Fertiglösungen nicht mehr anzuraten, meint der Experte. „Im Idealfall treten wir mit dem Kunden in Kontakt und versuchen eine für die individuelle Situation passende Lösung zu entwickeln. Dazu liefern wir eine Grundkalkulation.“Gemeinsam mit dem vom Kunden gewählten Elektrounternehmen werde dies dann umgesetzt, wobei Ahammer zu einem modularen Aufbau rät. Beim Neubau lassen sich günstig Leerverrohrungen installieren, dann kann man auch Jahre später noch die Anlagen erweitern.
Der erste Schritt bei den Kunden ist das Thema Beleuchtung, da geht es einerseits um die Schalter an der Wand, andererseits um die Möglichkeit der Detailsteuerung etwa via iPad. Ebenso in die erste Ausbaustufe fällt die Beschattung. „Die meisten Menschen wollen fertig programmierte Beschattungssysteme so nicht, sondern wollen das individuell nach den momentanen Bedürfnissen regeln. Die zweite Ausbaustufe ist die erwähnte Türkommunikation. „Als dritten Schritt sehen wir das Thema Energieerzeugung, in erster Linie Photovoltaikanlagen“, erklärt der Siblik-Chef. Gerade bei diesem Thema sieht er viele Anwendungsmöglichkeiten, weil die Photovoltaik-Module (PV) heute schon so günstig geworden sind, dass man sie auch ohne Förderung installiert. Und PV ist auch der zentrale Punkt beim Thema Klimatisierung. „Die sommerliche Überhitzung bleibt ein Thema und da wollen viele Menschen auch im Hochsommer sicherstellen, dass es im Wohn- und Schlafzimmer angenehm temperiert ist.“Für die Klimatisierung biete sich PV an, weil genau dann ja auch die Sonne scheine. Damit verbunden ist für Ahammer der finale Schritt, die Energiespeicherung: „Da muss man allerdings so ehrlich sein und sagen: Betriebswirtschaftlich rechnen sich die derzeitigen Speichersysteme für einen Einzelhaushalt noch nicht. Trotzdem installieren wir 200 solche Anlagen im Jahr.“
Alle Faktoren miteinander ergeben für ihn dann tatsächlich ein Smart Home, das via IP-Gateway auch über Smartphone oder iPad steuerbar ist. Im Normalfall findet sich im Haushalt selbst ein Panel mit Touch-Display. Von außerhalb wird das Haus dann mobil gesteuert. Ahammer: „Die Nachfrage zeigt, dass die Menschen solche Systeme haben wollen. Sie kennen das beispielsweise aus dem Auto, wo das schon längst funktioniert. Denselben Komfort wollen sie dann auch zu Hause.“