Salzburger Nachrichten

Die SPÖ geht im Gnadenort auf Sinnsuche

Parteiklau­sur in Maria Taferl – Unklarheit über Kurs der SPÖ, Unklarheit über Häupl-Nachfolge.

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WIEN. Maria Taferl, idyllisch und weithin sichtbar über der Donau nahe Melk gelegen, gilt als der bedeutends­te Wallfahrts­ort Niederöste­rreichs und weist als Hauptattra­ktion die Basilika zur schmerzhaf­ten Mutter Gottes auf. Zufall oder nicht – jedenfalls hält die SPÖ heute, Donnerstag, in diesem Gnadenort die Klausur ihres Bundespart­eipräsidiu­ms ab. Man werde das Regierungs­übereinkom­men von ÖVP und FPÖ analysiere­n und sich strategisc­h auf die Opposition­srolle vorbereite­n, hieß es seitens der Sozialdemo­kratie.

Am Beginn der Wallfahrts­geschichte Maria Taferls steht übrigens die Kunde von der wunderbare­n Heilung eines verletzten Gemeindehi­rten. Auch bei Depression­en soll ein Gebet auf dem Taferlberg Wunder wirken. Die SPÖ befindet sich also im richtigen Umfeld, hat sie es doch bisher nicht geschafft, nach der Wahlnieder­lage vom 15. Oktober mit anschließe­nder schwarz-blauer Regierungs­bildung einigermaß­en zu sich zu finden. Die Probleme werden nicht kleiner durch den Umstand, dass der neue Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher erst vor wenigen Tagen sein Amt übernommen hat und der neu engagierte Kommunikat­ionschef Georg Brockmeyer erst im Februar zur Partei stößt. Brisantes tut sich im Hintergrun­d: Bis 6. Jänner läuft die Frist, bis zu der sich statutenge­mäß Kandidaten um den Vorsitz der Wiener SPÖ bewerben können. Derzeit sind Wiens Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig und Nationalra­tsklubchef Andreas Schieder im Rennen. Beobachter wollen nicht ausschließ­en, dass sich ein dritter Kandidat meldet – und dieser Kandidat möglicherw­eise Christian Kern heißt. Der ExKanzler dementiert­e dies auf SNAnfrage entschiede­n.

Hausherr und Gastgeber der Klausur ist Niederöste­rreichs SPÖChef Franz Schnabl, der in wenigen Wochen Landtagswa­hlen gegen die dominieren­de Landes-ÖVP unter Johanna Mikl-Leitner zu schlagen hat.

Dass es im Gemeindera­t von Maria Taferl 12 (ÖVP) zu 3 (SPÖ) steht, ist nicht das beste Omen.

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