Cool sein oder tatsächlich Geld verdienen – ein großer Unterschied
Viele Unternehmen eröffnen eigene Labors für Innovation – und schließen sie klammheimlich wieder.
Klar, ohne Innovation läuft auch 2018 nichts: In stürmischen Zeiten fallen selbst Unternehmen zurück, die exzellent in ihrem Tagesgeschäft sind, aber nicht gleichzeitig an ihrer Zukunft basteln. Allerdings muss man nicht jede Mode mithüpfen: Viele große internationale Konzerne haben in den vergangenen Jahren eigene Innovationslabors oder mit lässigen Paletten-Möbeln und Wuzler-Tischen ausgestattete Kreativräume eröffnet. Oder sie beteiligten sich unter lautem Medien-Getöse an Start-up-Programmen. Doch gar nicht so wenige Pioniere, die früh bei diesem Trend mitgemacht haben, haben die Brutstätten für das radikal Neue bereits wieder geschlossen, meist in aller Stille.
Nur selten gibt es dazu offizielle Mitteilungen, wie von Coca Cola, das seine „Founders Initiative“eingestellt hat, oder des Werbe-Giganten Ogilvy, der sein digitales Innovationslabor in London dichtgemacht hat. Die Gründe mögen in jedem Unternehmen unterschiedlich sein. Doch unter dem Strich ist klar, warum so manches Abenteuer so schnell zu Ende geht: Zwischen Coolness und Geldverdienen besteht ein großer Unterschied. Die Spinner-Truppe, die anfangs das Prestigeprojekt des Chefs ist und Besuchern mit stolzgeschwellter Brust vorgeführt wird, geht richtig ins Geld. Augenscheinlich wird das vor allem dann, wenn sie nach ein paar Jahren zwar Ideen, aber noch immer kein neues Geschäft hervorgebracht hat, das umsetzbar und profitabel wäre.
Nun mag es hart klingen, diesen Maßstab an Menschen anzulegen, die eigens angeheuert wurden, um über den Tellerrand zu schauen. Doch genau darum geht es: Die Existenz bedrohter Unternehmen, die allein zu träge sind, um den stürmischen Entwicklungen ihrer Umwelt standzuhalten, durch neue, zukunftstaugliche Geschäftsmodelle abzusichern. Mit Brainstorming, Design Thinking und schrägen Prototypen allein gelingt das nicht. Es sind die Kunden draußen im Markt und die Geschäftseinheiten im Unternehmen, die die wirklichen Entscheidungen treffen. Kunden müssen das Neue so gut finden, dass sie bereit sind, dafür zu zahlen. Die Geschäftseinheiten müssen das Neue annehmen, etwa weil es in der bestehenden Organisation umsetzbar ist und sich rechnet. Kreativität ohne Markt und Return on Investment ist in der Grundlagenforschung gut und okay, in Unternehmen leider nicht. Wie können Innovationslabors also funktionieren? Indem Unternehmen sich trauen, der wilden Truppe klare strategische Vorgaben und eine Anbindung ans Mutterhaus zu geben. Auch dann kosten sie vermutlich noch viel Geld, aber sie sind in der Lage, Ergebnisse zu liefern.