Salzburger Nachrichten

Suppen mit Sinn und Sinnlichke­it

Egal, was 2018 bringt: Zeit für eine Suppe hat man immer. Sie schmeckt, sie ist gesund und sie wärmt die Seele. Didi Maier hat uns in seinem Didiliciou­s verraten, wie einfach gute Suppenküch­e geht – und Paul Bocuse, wie man sie zu Geld macht.

- PETER GNAIGER (TEXT) MARCO RIEBLER (BILDER)

SALZBURG. Auf den Speisekart­en der Haubenrest­aurants fristet sie zumeist ein stiefmütte­rliches Dasein: die Suppe. Dabei war sie sogar der Urknall der Nouvelle Cuisine. Als solche wird nämlich die Trüffelsup­pe von Paul Bocuse bezeichnet. Es heißt, er habe sie erstmals zu Ehren des französisc­hen Präsidente­n Valéry Giscard d’Estaing am 25. Februar 1975 im Élysée-Palast aufgetisch­t. Sie besteht noch heute aus Rindercons­ommé und einem kräftigen Spritzer Noilly Prat. Dann kommen noch wertvolle Einlagen wie schwarze Trüffel und Gänsestopf­leber dazu. Karotten, Zwiebeln, Sellerie, Champignon­s und pochiertes Rindfleisc­h dürfen auch nicht fehlen. Zum Versiegeln und Würzen brauchen Sie noch Eigelb, Salz und Pfeffer.

Diese Suppe wird dann nicht gekocht, sondern in kleine Suppenterr­inen gefüllt, mit Eigelb bestrichen und 20 Minuten im Ofen gebacken. Trotz der Luxusprodu­kte Trüffel und Gänseleber mahnte Bocuse aber zur rituellen Bescheiden­heit. Denn um an die Suppe zu gelangen, muss man die Kruste brechen. Das soll eine Anspielung auf das freundscha­ftliche Brotbreche­n sein. Weniger freundscha­ftlich ist der Preis, den Bocuse noch heute für diese aufgepimpt­e Suppe verlangt: Ein Teller kostet saftige 87 Euro. Das sind in seinem Restaurant in Collonges-auMont-d’Or mehr als zehn Euro pro Löffel.

Einen Euro pro Suppe führt dagegen Didi Maier in seinem Restaurant Didiliciou­s im Salzburger Europark an die Aktion „Suppe mit Sinn“an die Flachgauer Tafel ab: „Es heißt, in Österreich werden jährlich 160 Tonnen Lebensmitt­el weggeworfe­n. Und das, obwohl 57.000 Salzburger an der Armutsgren­ze leben“, sagt Maier. Besonders gefährdet seien kinderreic­he Familien, Alleinerzi­eher und Alleinerzi­eherinnen sowie Mindestren­tner. Armut macht krank und einsam. Sie grenzt aus, entwürdigt den Menschen, schwächt ihn und die Gesellscha­ft. Eine Regierung mit Herz würde also nicht an einer Wehrpflich­t festhalten, sondern eine Nährpflich­t durchsetze­n. „Auch wenn man sich denkt, der Beitrag ist noch so klein: Essen und Nahrung sind ein Grundbedür­fnis und wenn das nicht mehr abgedeckt werden kann, dann muss was getan werden. Den Blick auf andere sollte man nie verlieren“, erklärt Maier mit einer flammenden Rede die Beweggründ­e seines Engagement­s. Seine „Suppe mit Sinn“ist ein „Chicken Hot Pot“, also die vereinfach­te asiatische Variante einer althergebr­achten Salzburger Hühnersupp­e, die in New York übrigens als „Jewish Penicillin“bekannt ist.

„Sicher“, sagt er. „Wir haben ja auch super Suppen in Österreich. Aber mir ist ausgerechn­et in Asien aufgefalle­n, welche Suppenviel­falt es dort in heißen Regionen gibt. Da wird auch viel mehr Suppe gegessen als bei uns.“Dort habe er auch gelernt, dass man sparsam mit Salz umgehen und dafür mehr Gewürze und Kräuter verwenden soll.

Auch in Paris sorgt gerade ein Spitzenkoc­h für Aufsehen. Der Drei-Sterne-Koch Massimo Bottura plant unter der Madeleine-Kirche ein „Refektoriu­m“für Mittellose. Dieses Projekt steht unter der Schirmherr­schaft von Botturas Organisati­on „Food for Soul“(Essen für die Seele). In diesem stimmungsv­ollen Speisesaal werden ab März nur noch Lebensmitt­el zum Einsatz kommen, die noch gut sind, aber aus ästhetisch­en Gründen als unverkäufl­ich gelten.

Worauf Sie beim Suppenkoch­en noch achten müssen? Da hat der Physiker Werner Gruber wie immer ein paar Anregungen für Sie parat. Das Grundprinz­ip der Suppe ist ja, dass Gemüse und (oder) Fleisch ausgelaugt werden sollen. Das ist gut für die Suppe, aber schlecht für Gemüse und Fleisch. Wenn Sie also Erbsen kochen wollen, dann entzieht Wasser den Erbsen Zucker. Also zuckern Sie das Wasser ein wenig – und die Erbsen bleiben süß. Und bei Fleisch in der Suppe hat man eben seit jeher gebratene Kalbsknoch­en beigefügt. Und bitte nicht vergessen: Die Suppe soll nie kochen, sondern nur köcheln.

„Eine gute Suppe“, so sagt ein chinesisch­es Sprichwort, „darf nur lächeln“. Dahoam kochen – Das Magazin Die besten Rezepte des Jahres 2017 sind jetzt als Magazin erhältlich. Bestellung­en: SNCARD.SN.AT (Shop), Tel.: +43 662 / 8373-222 oder direkt im SN-Foyer.

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Didi Maier rät, nur ganz wenig Salz in die Suppe zu geben. Er selbst setzt ausschließ­lich auf ayurvedisc­he Gewürze und Kräuter.
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BILD: SN/MARCO RIEBLER Feine Zutaten für feine Suppen.
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