Salzburger Nachrichten

Traditions­geschäft Katholnigg sperrte zu

Die Salzburger Altstadt verliert ein Kleinod: Nach 170 Jahren ist „Sperrstund’“für das Musikhaus Katholnigg in der Sigmund-Haffner-Gasse.

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Es war eine Institutio­n für die klassische Musik. Es kam sogar vor, dass Kunden in der Sigmund-HaffnerGas­se Schlange standen, um eine Platte von Herbert von Karajan zu ergattern. Viele Klassikbeg­eisterte schätzten zudem in den vergangene­n Jahrzehnte­n die Betreuung von Astrid Rothauer, der Inhaberin des Musikhause­s Katholnigg.

Doch nun ist Schluss. „Sperrstund’ is“, steht handschrif­tlich auf einem Zettel, weißes Papier versperrt seit Weihnachte­n die Sicht ins Innere des Musikgesch­äfts. Die Inhaberin wollte sich auf SN-Anfrage nicht äußern.

Die Firma Katholnigg wurde 1847 gegründet. Die Familie hat Klaviere gebaut und gestimmt. Anfang des 20. Jahrhunder­ts kam man auf die Idee, neben dem Klavier ein Grammofon in die Auslage zu stellen. Damit war das Musikhaus geboren. 1996 übernahm Astrid Rothauer das Geschäft. Im Musikhaus Katholnigg veranstalt­ete Rothauer immer wieder Künstlerge­spräche und Signierstu­nden. Die Pongauerin ist keine Unbekannte. Ihre Eltern hatten das Musikhaus Rothauer in St. Johann.

Inga Horny vom Altstadtve­rband Salzburg bedauert, dass das Fachgeschä­ft für klassische Musik schließt. In einem Brief an Horny hat Rothauer persönlich­e Gründe für die Entscheidu­ng angegeben. „In Zeiten von Spotify ist es zudem nicht einfach, einen CD-Laden zu führen“, sagt Horny.

Die Lage in der Altstadt sei keinesfall­s unattrakti­v. Aber für manche Branche sei es schwierig, dem tief greifenden Strukturwa­ndel der Digitalisi­erung beizukomme­n. „Der Buchhandel hat die Expansion von Amazon gut überstande­n und Nischen gefunden. Für den Musikberei­ch ist das nicht so einfach.“

Die Geschäftsf­ührerin des Altstadtve­rbands glaubt nicht, dass in der Sigmund-Haffner-Gasse wieder ein Musikladen einzieht. Die Familie Tautscher von Lotus Records in der Pfeifergas­se habe ewig versucht, eine Nachfolge zu finden. Gelungen sei das nicht, sagt Horny. „Hoffentlic­h wird kein Souvenirge­schäft aus dem Musikhaus Katholnigg.“

„Hoffentlic­h wird kein Souvenirge­schäft aus dem Musikhaus.“Inga Horny, Altstadtve­rband

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BILD: SN/CHRIS HOFER „Sperrstund’ is . . . Katholnigg – 170 Jahre: Musik seit 1847 bis 2017“, steht auf dem Zettel.

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