Kunden fanden Stecknadeln in Lebensmitteln
Unbekannte präparierten Produkte in Supermärkten. Es könnte auch Nachahmer geben. Die Angst geht um.
OFFENBURG. Stecknadeln im Suppengrün, in Gebäck oder einem Wurst-Snack: Seit Mitte Dezember entdeckten im Ortenaukreis in Baden-Württemberg Kunden nach dem Einkauf in Supermärkten Stecknadeln in den gekauften Produkten. Verletzt wurde zum Glück bisher niemand. Zuletzt war ein Lebensmittelmarkt in Schutterwald betroffen. Dort hatte eine Kundin Suppengrün eingekauft, das erst kurz zuvor in das Regal geräumt worden war. Als die Frau es zu Hause auspackte, fiel eine Stecknadel aus der Verpackung. Die Nadel lag laut Polizei lose in der Schale. Bereits Mitte Dezember waren Stecknadeln in Offenburg aufgetaucht. Eine Nadel in einem verpackten Kuchenstück in Kehl dürfte nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei um den Jahreswechsel eingebracht worden sein. Die Polizei schließt nicht aus, dass es sich dabei wie auch in Schutterwald um Nachahmungstaten handelt. Darauf weise zumindest hin, dass es sich um andere Nadeln handle als die in Offenburg verwendeten.
Die betroffenen Märkte gehören zu unterschiedlichen Ketten. Die Unternehmen arbeiteten eng mit der Polizei zusammen, hieß es. Es gibt bisher keine Bekenner- oder Erpresserschreiben.
Alle Fälle wurden wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung angezeigt. „Auch wenn bisher niemand zu Schaden gekommen ist, kommt laut Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren in Betracht“, meldete die Polizei. Zudem dürften dem Täter nicht unerhebliche zivilrechtliche Ansprüche seitens der betroffenen Firmen, die für die Sicherheit der Kunden einen hohen Kostenaufwand betreiben, ins Haus stehen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich weitere manipulierte Produkte im Umlauf befänden, hieß es weiter.
Erst im November beschäftige die Polizei Wiesbaden ein Fall, bei dem ein Unbekannter Klingenteile eines Teppichmessers sichtbar in den Verpackungen von Lebensmittel deponiert hatte. Der Markt wurde gesperrt und durchsucht. Anfangs ging die Polizei davon aus, dass dies beim Aufschneiden von Kartons passiert sein könnte, das wurde aber wenig später ausgeschlossen. Ein Verdächtiger wurde bisher nicht ausgeforscht.
Fälle wie diese sind höchst selten. Meist wollen die Saboteure so Angst und Schrecken verbreiten. Häufiger kommt es vor, dass Erpresser beispielsweise Supermarktketten androhen, Lebensmittel zu vergiften, wenn kein Lösegeld gezahlt wird. So hatte im September 2017 ein Täter in Rheinland-Pfalz gedroht, 20 vergiftete Lebensmittel in Umlauf zu bringen, auch Babynahrung. Per E-Mail hatte er einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag gefordert. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung wurde ein Verdächtiger ausgeforscht.
2013 wollte ein Mann den Getränkehersteller Red Bull um 3,6 Millionen Euro erpressen. Er drohte, Getränkedosen mit Hepatitis-Viren zu kontaminieren oder den Inhalt mit Säure auszutauschen und in Geschäften abzulegen, wenn nicht gezahlt werde. Er wurde bei einer Lösegeldübergabe gefasst.
Immer wieder Fälle von Erpressungen