Sonne statt Regen: Ungenaue Wetter-Apps machen Ärger
Weil sich viele Urlauber auf die Wetterprognosen verlassen, die ihnen auf den Mobiltelefonen angezeigt werden, stellt sich die Frage: Wer berechnet diese Daten und stellt die Prognosen?
SALZBURG. Roland Kindl, früherer Tourismusobmann von Obertauern und Hotelier, muss sich immer wieder ärgern, wenn er auf seinem Mobiltelefon verschiedene Wetter-Apps anklickt: „Da zeigt ein norwegischer Anbieter für Obertauern Sonnenschein, dabei ist es trüb und nebelig. Andersrum ist es auch öfter so, dass für unser Gebiet Wind mit Schneefall angezeigt wird, dabei strahlt die Sonne von einem blauen Himmel.“
Derartige Wetterdarstellungen mit Symbolen samt Prognosen, die sich über bis zu zwei Wochen erstrecken können, seien vor allem für die Urlauber maßgebend, die sich entscheiden, ob und wann sie ein Feriendomizil ansteuern. Dass diese Prognosen nicht immer richtig sind, hat im Wesentlichen mehrere Gründe, wie Josef Haslhofer von der Salzburger Wetterdienststelle erklärt.
„Anbieter von Gratis-WetterApps beziehen ihre Daten meist von den Servern eines kostenfreien amerikanischen Wetterdienstes, dem National Center for Atmospheric Research (NCAR). Diese Einrichtung erstellt globale Wetterinformationen, die in der Regel alle sechs Stunden aktualisiert werden“, sagt Haslhofer. Dementsprechend fehlten die lokalen Besonderheiten einer Region wie Österreich mit seinen Alpen und den dazugehörenden Wetter- und Föhnphänomenen.
Als zweite Bezugsquelle von Wetterdaten, die als noch genauer gelten, gebe es noch das Europäische Rechenzentrum für mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW) mit Sitz in England. Zur wichtigsten Aufgabe gehört die Berechnung von zwei Mal täglichen, mittelfristigen, globalen Wettervorhersagen auf Basis physikalischer Modelle. Das Abrufen dieser Daten sei jedoch schon kostenpflichtig, ebenso die Verwertung von Daten der lokalen Wetterdienste, wie die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) einer ist.
„Wir konzentrieren uns auf lokale Messwerte und ebenso physikalische Modelle, bekommen Daten von Wetterballons und Satelliten“, sagt Haslhofer. Wie wichtig eine genaue Prognose beispielsweise für den Winterdienst sei, liege auf der Hand. „Es macht einen Unterschied, ob nur zwei Zentimeter Schneefall vorausgesagt sind oder zehn oder mehr“, erklärt Haslhofer.
Im Gegensatz zu dem kostenfreien amerikanischen Wetterdienst, der Einflüsse durch Ozeane, Wüsten und die Arktis berücksichtigen müsse, konzentriere man sich in Österreich auf komplexe Wetterlagen, die durch die Luftzirkulation über den Bergen entstehen. „Hier muss man Effekte berechnen, die regional unterschiedlich sind“, so Haslhofer. Da könne es sein, dass in Golling strahlendes Wetter herrsche, sich 20 Kilometer weiter nördlich im Flachgau durch ein Gewitter ein ganz anderes Bild ergebe.
„Globale Wetterdienste sind nicht so genau wie regionale im Land.“Josef Haslhofer, ZAMG