Warme Jännertage machen aktiv
Schnee und Eiseskälte sind vorerst nicht in Sicht. Die Hasel steht an manchen geschützten Orten schon in Blüte und die gefiederten Gäste im Garten haben zu singen begonnen. Das ist allerdings nicht ungewöhnlich.
SALZBURG. Der Himmel ist föhnblau, die Luft fast mild, die Temperaturen sind frühlingshaft. Wer in der Früh genau aufpasst, hört Vögel zwitschern, und im Garten fängt es da und dort zu knospen an. Die an manchen Geschäften noch hängende Weihnachtsdekoration wirkt dadurch ein bisschen alt.
Josef Haslhofer, Meteorologe an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Salzburg, kann solche Beobachtungen wissenschaftlich bestätigen: „Es ist für den Jänner deutlich zu mild. Wir haben etwa fünf Grad über dem langjährigen Mittel. Am Dienstag wurden in Golling 14,8 Grad gemessen und im traditionell kalten Lungau auch noch sieben Grad. Die Temperaturen entsprechen dem Niveau von Anfang März.“
Ursache dieser milden Wintertage seien eine starke Nord-Süd-Strömung und Föhn. Die Luft komme derzeit von Afrika über den Mittelmeerraum zu uns. Einen solchen „nicht erkennbaren Winter“gab es etwa auch 2007. Im vergangenen Jahr war der Jänner sehr kalt. „Möglich ist, dass sich das im Februar noch ändert. Derzeit ist jedenfalls kein Winter mit Kälte und Schnee in Sicht“, stellt Josef Haslhofer fest.
Die gefiederten Gäste im Garten scheinen das ja schon von den Dächern zu pfeifen. Doch Gábor Wichmann, Biologe mit Schwerpunkt Vogelkunde und Geschäftsführer bei BirdLife Österreich, winkt ab: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Vögel im Jänner an schönen Tagen zu singen anfangen. Die höheren Temperaturen und das Licht wirken sich auf das Hormonsystem aus. Das, was wir jetzt hören, sind Gesänge zur Revierbegrenzung gegen Nahrungsmittel konkurrenten. Die Vögel beginnen nicht früher zu brüten.“Die Vögel sind zunächst nur auf der Suche nach einem geeigneten Brutplatz. Das eigentliche Brutgeschäft beginnt erst, wenn das Wetter für sie richtig stimmt. Das ist für einige Arten im Februar der Fall, für andere erst im März. Sollte es noch einmal eisig werden, wäre das für die Tiere kein Problem. Sie machen dann Pause und beginnen danach wieder mit der Reviersuche.
Zugvögel wie Kiebitze, Bachstelzen und Singdrosseln kommen Anfang März und April zurück. Seit Jahren ist allerdings zu beobachten, dass einige Arten ihre Gewohnheiten geändert haben und als „Standvögel“auch im Winter hierbleiben. Das hängt mit der Veränderung des Klimas zusammen und damit, dass Städte zunehmend für Tiere attraktive Lebensräume werden. Stare und Amseln ziehen es bereits vor, dort zu überwintern.
Die milden Temperaturen haben auch Heuschnupfengeplagte schon aus der Winterruhe gerissen. Das Wetter der vergangenen Woche hat die Entwicklung der Haseln beschleunigt. An wärmeren Standorten, vor allem im Osten Österreichs, und bei Trockenheit und Temperaturen um die fünf Grad Celsius beginnen die „Frühstarter-Haseln“zu stäuben. Die Baumhasel ist reifer als die Gemeine Hasel, beide Arten können vereinzelt schon blühen. Laut Pollenwarndienst wird die Blühbereitschaft in Wien demnächst und in Salzburg für Anfang Februar erwartet. Ähnliches gilt auch für die heimischen Erlen.