Salzburger Nachrichten

Gasexplosi­on: Täter bekommt lebenslang

Tumultarti­ge Szenen am letzten Tag im Prozess wegen Mordes und 23-fachen Mordversuc­hs. Der Angeklagte wurde von einem Mithäftlin­g schwer belastet und tobte im Gerichtssa­al.

- Mithäftlin­g des Angeklagte­n SN, APA

Ein 56-Jähriger wurde zu lebenslang­er Haft verurteilt, weil er in Wien-Hernals eine Wohnung vorsätzlic­h in die Luft gesprengt haben soll.

Schlussend­lich war das Urteil der Geschworen­en einstimmig: lebenslang­e Haft für einen 56-Jährigen, der beschuldig­t wurde, am 26. Jänner 2017 seine Wohnung in Wien-Hernals vorsätzlic­h in die Luft gesprengt und den Hausverwal­ter getötet zu haben. Verurteilt wurde der Mann wegen Mordes, 23-fachen Mordversuc­hs, Brandstift­ung sowie gefährlich­er Drohung, denn bei der Explosion waren zahlreiche Hausbewohn­er teils schwer verletzt worden, darunter auch ein Säugling. Das Urteil ist allerdings nicht rechtskräf­tig.

Was sich in Saal 303 des Straflande­sgerichts Wien am Donnerstag jedoch zutrug, sorgte selbst bei erfahrenen Prozessbeo­bachtern für Staunen: Der Angeklagte war von einem Mitgefange­nen schwer belastet worden. Der 39-Jährige sagte aus, dass ihm gegenüber der Beschuldig­te die Tat gestanden habe. Er habe die Menschen vor seiner Tür, die ihn delogieren wollten, „hochgejagt“.

Die beiden Häftlinge lernten sich bei der Essensausg­abe im Gefängnis kennen und sprachen über ihre Fälle. Dabei beteuerte der 56-jährige Angeklagte stets, dass die Explosion ein Unfall gewesen sei, sich aufgrund einer undichten Gasleitung die Dämpfe in der Holzdecke sammelten und es so zu dem Unglück kam.

Zwei bis drei Wochen vor Weihnachte­n dann die Wende: Der 56-Jährige habe seinem Mitgefange­nen gestanden, dass er, als es an seiner Tür klopfte, den Gashahn in der Küche aufgedreht habe und ins Wohnzimmer gegangen sei. „Er sagte: ,Und dann hab ich sie hochgejagt‘“, berichtete der 39-Jährige über das Gespräch. Er habe es „aus Zorn“getan, weil er „sich verarscht gefühlt“habe, da er trotz Zahlungen delogiert hätte werden sollen. Bei der Aussage ging ein Raunen durch den Zuschauerr­aum im Gerichtssa­al.

„Er sagte: ,Und dann hab ich sie hochgejagt.‘“

Als der 56-Jährige in einem weiteren Gespräch die Staatsanwä­ltin und ihr Kind bedroht hatte, meldete der 39-Jährige das den Justizwach­ebeamten. „Er meinte: ,Die werden schon sehen, wenn ich draußen bin‘“, erzählte der Strafgefan­gene. Vor zwei Tagen wurde er zu den Vorfällen vernommen, am Donnerstag sagte er vor dem Schwurgeri­cht aus. „Da geht es um Menschenle­ben, das ist kein Spaß.“

Die Aussage des Mithäftlin­gs brachte den Angeklagte­n außer sich. „Mir reicht’s jetzt! Das sind Lügen!“, schrie der Angeklagte. Erst als ihm die Justizwach­ebeamten die Krücken, mit denen er um sich schlug, wegnahmen, ließ er sich beruhigen.

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BILD: SN/APA/PRIVAT Ein Bild der Zerstörung bot sich den Helfern nach der Explosion am 26. Jänner 2017 in Wien-Hernals.

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