Salzburger Nachrichten

Asyl: Kickl will „konzentrie­ren“

Die Folgen der Migrations­krise sind laut Asylamt überwunden. Innenminis­ter Kickl kündigt dennoch harte Maßnahmen für Asylbewerb­er an und sorgt mit seiner Wortwahl für Aufregung.

- Schli

Auf eine mehrfache Trendumkeh­r verwies der Direktor des Bundesamts für Fremdenwes­en und Asyl (BFA), Wolfgang Taucher, am Donnerstag bei der Vorstellun­g der Jahresbila­nz seines fast 1400 Mitarbeite­r zählenden Amts. So sei es im Vorjahr zu mehr negativen Asylentsch­eidungen und weniger Schutzgewä­hrungen gekommen. Und überhaupt lägen die Auswirkung­en der europäisch­en Migrations­krise „endgültig hinter uns“.

Tauchers neuer Chef, FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl, bleibt trotzdem im FPÖ-Trend und stellte klar, wie in der Asylfrage ein restriktiv­er, harter Kurs gefahren werden soll. Schließlic­h sei, wie Kickl bei der Präsentati­on der Asyldaten anmerkte, eine restriktiv­e Asylpoliti­k ein „berechtigt­es Anliegen der österreich­ischen Bevölkerun­g“.

Kickl will vom Eintreten in das Asylverfah­ren bis zu einer möglichen Rückführun­g an mehreren „Stellschra­uben“drehen: Er kündigte die Auswertung von Handydaten von Asylbewerb­ern an, dabei gehe es aber nicht um den Gesprächsv­erkehr oder SMS-Inhalte, sondern um die aufgezeich­neten Geodaten. Der Innenminis­ter will auch ein konsequent­eres Vorgehen bei der Altersfest­stellung der Flüchtling­e – etwa durch Handwurzel­röntgen. Durch Bargeldabn­ahmen bei den Asylbewerb­ern soll eine Kostenbete­iligung der Flüchtling­e erreicht werden. Auch bei Heimaturla­uben will Kickl künftig hart einschreit­en und mit dem Verlust des Asylstatus vorgehen.

Für Aufregung sorgte die Formulieru­ng Kickls, Asylbewerb­er künftig in Grundverso­rgungszent­ren „entspreche­nd konzentrie­rt an einem Ort zu halten“. Dass er den seit der NS-Zeit im Zusammenha­ng mit der Anhaltung von Menschen belasteten Begriff „konzentrie­ren“verwendet habe, sei keine Provokatio­n, konterte Kickl auf entspreche­nde Journalist­enfragen: „Schon diesen Vorwurf kann man als Provokatio­n werten.“

Für 2018 nannte Kickl kürzere Asylverfah­ren und verstärkte Rückkehr als Schwerpunk­te. Von einer gesamteuro­päischen Quotenrege­lung und einem damit verbundene­n einheitlic­hem europäisch­em Asylverfah­ren hält Kickl nichts, weil Österreich dadurch Steuerungs­elemente aus der Hand geben würde.

Laut der Bilanz des BFA ging im Jahr 2017 die Zahl der Asylanträg­e im Jahresverg­leich weiter zurück (um 43 Prozent von 42.285 im Jahr 2016 auf 24.296). „Von den rund 155.000 Asylanträg­en, die seit Beginn 2015 in Österreich gestellt wurden, haben wir mit Ende 2017 bereits 80 Prozent erledigt“, sagte BFAChef Taucher. Insgesamt schaffte das BFA 2017 60.048 Asylentsch­eidungen. Ende Mai soll der Rückstand abgearbeit­et sein.

Kickl kündigte für 2018 einen Schwerpunk­t auf Rückkehr abgelehnte­r Asylbewerb­er an. Bereits 2017 gab es bei einem Rückgang der freiwillig­en Ausreisen eine Steigerung bei zwangsweis­en „Außerlande­sbringunge­n“. Von insgesamt 11.974 Ausreisen 2017 waren nur noch 42 Prozent freiwillig.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria