Salzburger Nachrichten

Starker Rückgang bei den Ankünften von Migranten und Flüchtling­en von 2016 auf 2017

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Von der italienisc­hen Küstenwach­e und der Internatio­nalen Organisati­on für Migration (IOM) kamen in den vergangene­n Tagen überrasche­nd viele Meldungen über Schiffsung­lücke im Mittelmeer. Fast 200 Migranten und Flüchtling­e sind seit Anfang Jänner tot geborgen worden oder werden noch immer vermisst. Im Dezember des vergangene­n Jahres waren es 26. Fünf Menschen kamen laut IOMAngaben bei der Überfahrt von Marokko nach Spanien ums Leben, mindestens 75 Opfer sind auf der Fluchtrout­e von Libyen nach Italien zu beklagen. Rund hundert Menschen werden nach einem Unglück vor der libyschen Küste noch immer vermisst. Beim Großteil der Überlebend­en, die von Libyen aus nach Italien gelangt sind, handelt es sich laut IOM um Flüchtling­e und Migranten aus Afrika. Die meisten von ihnen kommen aus Gambia, dem Senegal, dem Sudan, Mali und Nigeria. In der ersten Jännerwoch­e dieses Jahres sind insgesamt 1072 Menschen über das Mittelmeer in die Europäisch­e Union gekommen. Jeweils rund 450 kamen in Griechenla­nd und in Italien an, 170 in Spanien. Im Vergleich zum Jahresbegi­nn des Vorjahres fallen zwei Dinge auf: Zum einen hat es von Nordafrika nach Spanien in der ersten Jännerwoch­e 2017 gar keine Ankünfte von Migranten und Flüchtling­en gegeben. Zum anderen sind in Italien im Vorjahr doppelt so viele Menschen in der ersten Jännerwoch­e angekommen wie in diesem Jahr. Die Zahl der Todesfälle war im gleichen Zeitraum des Vorjahres allerdings niedriger: Sechs Menschen hatten damals auf dem Weg nach Italien ihr Leben verloren.

In Spanien und Zypern gab es einen Anstieg

Die Entwicklun­g für das Jahr 2018 lässt sich aus den Zahlen der ersten Woche freilich noch nicht ablesen. Rückblicke­nd lässt sich aber dank der Zahlen von IOM ein Vergleich zwischen den Ankünften von 2016 und 2017 ziehen: Insgesamt kann man von einem starken Rückgang der Ankünfte von Flüchtling­en und Migranten über das Mittelmeer sprechen. 363.504 Menschen waren es 2016, 171.635 im Jahr 2017. Starke Rückgänge hat es in Italien (von 181.436 auf 119.130 Ankünfte) gegeben, vor allem aber in Griechenla­nd (von 173.561 auf 29.595 Ankünfte). Gestiegen ist die Zahl der Migranten und Flüchtling­e – wenn auch auf niedrigere­m Niveau – in Spanien (von 8162 auf 21.663 Ankünfte) und in Zypern (von 345 auf 1067 Ankünfte). Im Jahr 2016 gab es insgesamt auch mehr Todesfälle im Mittelmeer als im Jahr 2017. 5143 Menschen kamen 2016 bei der Überfahrt auf einer der Mittelmeer­routen ums Leben, im Vorjahr waren es 3116. Am gefährlich­sten war in beiden Jahren die Route von Libyen aus Richtung Italien. Im Mittelmeer gerettete Migranten sind nach Beobachtun­g von privaten Seenotrett­ern in einer zunehmend schlechten körperlich­en Verfassung. Die Menschen, die von Libyen aus die Flucht nach Europa anträten, litten immer häufiger an Hauterkran­kungen, erklärte die Hilfsorgan­isation SOS Méditerran­ée diese Woche. Dies sei auf die katastroph­alen hygienisch­en Zustände in den libyschen Flüchtling­slagern zurückzufü­hren. Das UNOFlüchtl­ingshilfsw­erk UNHCR hatte sich Ende vergangene­n Jahres ähnlich zu den Zuständen in Libyen geäußert.

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