Salzburger Nachrichten

Schulden so günstig wie noch nie

Österreich­s Staatsschu­lden steigen, aber die Zinsbelast­ung geht zurück.

- wie

Die Republik Österreich hat die vergangene­n Jahre zwar nicht dafür genutzt, ihren Schuldenbe­rg abzutragen, die niedrigen Zinsen haben aber zumindest den Vorteil, dass sich die Zinslast deutlich reduziert hat. Die Schulden der öffentlich­en Hand sind zwar in Relation zur Wirtschaft­sleistung rückläufig, in absoluten Zahlen steigen sie aber weiter. Ende 2017 lag die gesamte Staatsschu­ld bei 211,2 Mrd. Euro.

Österreich musste für die Mittelaufn­ahme auf dem Kapitalmar­kt etwas mehr zahlen als im Jahr davor – durchschni­ttlich 0,44 (2016: 0,3) Prozent –, berichtete Markus Stix, Geschäftsf­ührer der Bundesfina­nzierungsa­gentur OeBFA, im Klub der Wirtschaft­spublizist­en. Allerdings war die Finanzschu­ld 2017 nur mit durchschni­ttlich 2,47 (2016: 2,68) Prozent verzinst, bei einer gleichzeit­ig von 8,8 auf zehn Jahre gestiegene­n Restlaufze­it. Dazu trug auch bei, dass Österreich erneut eine Anleihe mit negativer Rendite begeben konnte. Anleger zahlen also dafür, dass sie der Republik Geld leihen. Negativ verzinste Anleihen seien „mittlerwei­le ganz normal“, sagte Stix, vor drei Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Auch in Relation zum Bruttoinla­ndsprodukt hat sich der effektive Zinsaufwan­d stark reduziert. Lag er 1996 noch bei 3,4 Prozent des BIP, waren es Ende 2017 nur 1,47 Prozent oder 5,41 Mrd. Euro. Gemessen am durchschni­ttlichen Zinsniveau vor der Finanzkris­e habe sich Österreich seit 2009 rund 60 Mrd. Euro Zinsen erspart.

Es sei zudem gelungen, „Österreich­s Reputation auf dem Kapitalmar­kt, die in den vergangene­n Jahren angeknacks­t war, wiederherz­ustellen“, sagte Stix. Dass die Ratingagen­turen Österreich die höchste Bonitätsno­te Triple A entzogen haben, habe man wegsteckt. Als Beweis führt er die im September begebene 100-jährige Anleihe an, für die es Gebote von mehr als elf Mrd. Euro gab, zugeteilt wurden dann 3,5 Mrd. Euro. Die 2117 fällige Emission sieht Stix nicht als Belastung künftiger Generation­en, vielmehr habe man damit die niedrigen Zinsen von nur 2,10 Prozent langfristi­g gesichert. Weil auf den Märkten mittlerwei­le mit einem Anstieg der Zinsen gerechnet wird, sieht Stix heuer kaum eine Chance, noch einmal eine Anleihe mit extrem langer Laufzeit zu begeben. Der Schwerpunk­t werde bei zehnjährig­en Papieren liegen. Die Rendite in diesem Segment dürfte sich bis Jahresende von 0,6 auf rund 1,3 Prozent verdoppeln. Nach dem Rekordvolu­men von 40 Mrd. Euro, die die Republik 2017 finanziere­n musste – allein acht Mrd. Euro entfielen auf die KA Finanz, die aus der Kommunalkr­edit hervorgega­ngene Bad Bank –, peile man heuer 27 bis 30 Mrd. Euro an. Diese Planung beruhe auf dem Finanzrahm­en und könne sich mit dem angekündig­ten Doppelbudg­et noch ändern. Stix erwartet aber keinen höheren Finanzbeda­rf.

„Österreich wird besser eingeschät­zt.“

 ??  ?? Markus Stix, OeBFA-Geschäftsf­ührer
Markus Stix, OeBFA-Geschäftsf­ührer

Newspapers in German

Newspapers from Austria