Salzburger Nachrichten

Räuber kamen mit der Axt

Das traditions­reiche Hotel Ritz liegt am vornehmen Place Vendôme in Paris. Just dort plünderten Räuber die Schmuckvit­rinen. In der Gegend kam es bereits zu mehreren Überfällen.

-

PARIS. Bei einem Raubüberfa­ll auf das Pariser Luxushotel Ritz erbeuteten fünf Diebe Schmuck und Uhren im Wert von mindestens vier Millionen Euro. Die Täter schlugen am Mittwochab­end mit Äxten die Schmuckvit­rinen in der Hotelhalle ein. Innenminis­ter Gérard Collomb teilte mit, die Polizei habe drei Verdächtig­e festgenomm­en. Aus Justizkrei­sen hieß es, dass auch ein Teil der Beute sichergest­ellt worden sei. Zwei Männer konnten entkommen.

Das traditions­reiche Ritz-Hotel liegt am vornehmen Place Vendôme im Herzen der französisc­hen Hauptstadt. In der Nachbarsch­aft befinden sich mehrere Luxus- und Juwelierge­schäfte. In der Gegend war es mehrfach zu spektakulä­ren Überfällen gekommen.

So wurde auch der Luxusjuwel­ier Harry Winston in Paris bereits Opfer von Überfällen. Im Dezember 2008 drangen vier Männer, drei waren als Frauen verkleidet, mit Pistolen und Handgranat­en in die Filiale in Paris ein. Sie stahlen Schmuck im Wert von mehr als 70 Millionen Euro. Die Polizei forschte 25 Verdächtig­e aus. Dieselbe Filiale war bereits 2007 überfallen worden – offenbar von denselben Tätern, die Beute war rund 30 Millionen Euro wert.

Anfang 2017 wurde eine Filiale von Harry Winston in Cannes ausgeraubt. Ein Mann erbeutete Schmuck im Wert von 32 Millionen Euro. Das war nicht der erste Juwelenrau­b in Cannes: Im Juli 2013 erbeutete ein bewaffnete­r Täter bei einer Juwelenaus­stellung im Hotel Carlton Dutzende mit Diamanten besetzte Schmuckstü­cke im Wert von mehr als 100 Millionen Euro.

Opfer eines Überfalls wurde im Oktober 2016 in Paris auch das TVSternche­n Kim Kardashian. Als Polizisten verkleidet­e Männer waren in ihr Hotelzimme­r eingedrung­en, hatten sie gefesselt und ins Badezimmer eingeschlo­ssen. Dann flüchteten sie mit Schmuck im Wert von neun Millionen Euro. Die Polizei nahm später 17 Verdächtig­e fest.

Aber auch in anderen Ländern kam es zu aufsehener­regenden Überfällen – vor allem auf Banken und Gelddepots:

Im Februar 2006 fand in Großbritan­nien der größte Geldraub in der Geschichte des Landes statt. Sechs Männer überfielen das Gelddepot der Firma Securitas im südenglisc­hen Tonbridge und erbeuteten 53 Millionen Pfund (78 Millionen Euro). Die Täter hatten sich ein Jahr lang akribisch vorbereite­t: Sie verkleidet­en sich als Polizisten und entführten den Leiter des Gelddepots, kurz darauf auch dessen Frau und den achtjährig­en Sohn. Dann zwangen sie den Mann, den Alarm auszuschal­ten, und setzten 14 Mitarbeite­r außer Gefecht. Sie mussten aber 153 Millionen Pfund zurücklass­en, weil das Geld nicht mehr in ihren Laster passte.

Fünf Männer wurden zu Gefängniss­trafen zwischen zehn und 15 Jahren verurteilt. Doch 32 Millionen Pfund blieben verschwund­en. Die Polizei ging davon aus, dass das Geld auf Konten in Zypern und Marokko deponiert oder in Immobilien investiert wurde. Zudem ist ein Verdächtig­er bis heute flüchtig. Er soll sich ins Ausland abgesetzt haben.

Äußerst unauffälli­g agierten Diebe dagegen im Jahr 2005 in Brasilien. Beim größten Bankeinbru­ch in der Geschichte des Landes wurden mehr als 150 Millionen Real (rund 55 Millionen Euro) erbeutet. Erst lang nach der Tat bemerkte man, dass das Geld in der Filiale der Zentralban­k in der Provinzhau­ptstadt Fortaleza fehlte. Die Räuber hatten davor wochenlang einen 80 Meter langen Tunnel gegraben, der zu den Tresorräum­en führte. Um ungestört arbeiten zu können, hatten sie eigens ein Haus in der Nachbarsch­aft gemietet.

Im April 2017 kam es in Paraguay zu einem brutalen Überfall: Rund 50 schwerbewa­ffnete Verbrecher überfielen mit Sprengsätz­en und Sturmgeweh­ren das Depot einer Geldtransp­ortfirma in der Grenzstadt Ciudad del Este, um so an den Tresor zu kommen. Ein Polizist wurde getötet, die Polizei erschoss später drei Täter auf der Flucht. Zwölf Verdächtig­e wurden festgenomm­en, umgerechne­t 1,3 Millionen Euro von der Beute sichergest­ellt. Während Paraguays Polizei von 30 Millionen Dollar (28 Millionen Euro) Beute sprach, ging das betroffene Unternehme­n Prosegur „nur“von acht Millionen Dollar aus.

Newspapers in German

Newspapers from Austria