Salzburger Nachrichten

Ringen um das Burgenland: Österreich setzt sich durch

- WIEN. höd

Grenzstrei­tigkeiten beschäftig­ten Österreich auch noch im Jahr drei nach Ende des Ersten Weltkriegs. Südtirol hatte man an Italien verloren, die Untersteie­rmark an das neue Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Immerhin konnte das südliche Kärnten nach einer für Österreich positiven Volksabsti­mmung gehalten werden.

1921 stand dann das Burgenland im Mittelpunk­t der Streitigke­iten – in diesem Fall mit Ungarn. Sowohl Österreich als auch Ungarn erhoben Anspruch auf „Deutsch-Westungarn“– so die alte alte Bezeichnun­g für das Gebiet der Komitate Pressburg, Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg.

Mit dem Friedensve­rträgen von Saint Germain für Österreich und Trianon für Ungarn war das Gebiet 1919 Österreich zugesproch­en worden. Die Siegermäch­te des Ersten Weltkriegs hatten dabei sowohl die Bevölkerun­gsstruktur dieser Region im Auge als auch die wirtschaft­lichen Beziehunge­n. Dazu kam: Österreich brauchte das Burgenland schon allein aus Gründen der Nahrungsmi­ttelversor­gung. Nicht zuletzt sollte die Einglieder­ung dieses Gebiets in die Republik Österreich die 1919 in Ungarn herrschend­e kommunisti­sche Regierung schwächen.

Allerdings wehrten sich die Ungarn massiv gegen die geplanten Gebietsabt­retungen. Als österreich­ische Einheiten von Gendarmeri­e und Zoll im August 1921 „Deutsch-Westungarn“besetzen wollten, leisteten Freischärl­er Widerstand. Ungarn wollte nur nachgeben, wenn Österreich auf Ödenburg verzichten würde. Das Venediger Protokoll brachte schließlic­h im Oktober eine Kompromiss­lösung: Ungarn zog sich zurück, im Gegenzug durfte in Ödenburg und acht Nachbargem­einden das Volk abstimmen.

So wurde „Deutsch-Westungarn“, das künftig Burgenland heißen sollte, im Dezember in die Republik Österreich eingeglied­ert. Ödenburg blieb nach einer von Manipulati­onen und Unregelmäß­igkeiten überschatt­eten Volksabsti­mmung bei Ungarn.

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