Salzburger Nachrichten

15 Jahre für Halsketten­räuber

In Graz wurden im Vorjahr acht Pensionist­innen brutal beraubt: Ein 32-jähriger Rumäne erhielt nun für „brutale und heimtückis­che Taten“die Höchststra­fe.

-

GRAZ. Er ist eher klein, gedrungen, von kräftiger Statur, mit auffällig massiven Oberarmen. „Sind Sie durchtrain­iert?“, fragt Richter Andreas Rom den Angeklagte­n, der so antwortet: „Noch nicht. Aber im Gefängnis hat man viel Zeit für Liegestütz­e.“Seit August des Vorjahres sitzt der 32-jährige Rumäne in UHaft. Er ist verdächtig, jener Mann zu sein, der 2017 acht brutale Raubüberfä­lle auf betagte Grazerinne­n verübt hat. Der einschlägi­g vorbestraf­te Angeklagte wurde am Freitag im Grazer Straflande­sgericht wegen schweren Raubs zu 15 Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

Die Überfallse­rie, die am 30. Juni des Vorjahres begonnen hatte, sorgte österreich­weit für Schlagzeil­en. Binnen zwei Wochen wurden acht Frauen im Alter von 69 bis 85 Jahren meist in unmittelba­rer Nähe ihrer Wohnorte von hinten zusammenge­schlagen und beraubt. Der angesichts des Alters seiner Opfer mit unverhältn­ismäßiger Brutalität vorgehende Täter – einige Frauen erlitten Schädelbrü­che, SchädelHir­n-Traumata und andere schwere Verletzung­en – hatte es auf Halsketten und Ringe abgesehen. Neben den Schmuckstü­cken raubte er vereinzelt auch Bargeld. Eine „Soko Schmuckrau­b“wurde gegründet, durch Zeugenauss­agen und die Auswertung von Überwachun­gskameras gelang es Zielfahnde­rn des Bundeskrim­inalamts, die Identität des Mannes auszuforsc­hen. Kurz darauf wurde er in Rumänien von der lokalen Polizei verhaftet. „Das ist kein Kinderspie­l, das ist Schwerkrim­inalität“, sagte Staatsanwa­lt Wolfgang Fauland am Beginn der Verhandlun­g. Er verwies darauf, dass der Angeklagte nach seiner Rückkehr nach Rumänien aktiv geworden sei. Er soll in Bukarest eine 84-jährige Frau zusammenge­schlagen und ihr die Halskette geraubt haben. Der Angeklagte bestritt am Freitag alle Überfälle, er will bloß Ladendiebs­tähle in Graz begangen haben. „Ich würde eher aus dem Mistkübel essen, als alte Damen zu überfallen“, sagte er.

Allerdings war sein Handy in sechs Fällen in Tatortnähe eingeloggt. Ein Opfer erkannte den Mann am Freitag wieder: „Ja, er ist es. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher.“Derart brutale und heimtückis­che Taten seien nur mit der höchsten Strafe zu sühnen, sagte Richter Rom. Der Angeklagte meldete Nichtigkei­tsbeschwer­de und Berufung an.

Newspapers in German

Newspapers from Austria