Donald Trump macht einen Ausflug in die Schweizer Berge
Erstmals seit Bill Clinton nimmt ein US-Präsident am Weltwirtschaftsforum teil. In Davos tut man so, als freue man sich darüber.
Donald Trump liebt die Provokation. Daran ließ er vor seiner Wahl keinen Zweifel aufkommen, und er tut es auch als Präsident der USA nicht. Die täglichen Tweets aus dem Oval Office sind oft verstörend, manchmal zielen sie nur darauf ab, jemanden zu beleidigen und tragen selten etwas zur Erhellung einer Sache bei. Dass seine Kurznachrichten sehr oft auf einem mentalen Kurzschluss basieren, ficht Trump nicht an. Hauptsache, die Welt redet über ihn.
Darin darf man auch das Motiv vermuten, das Trump treibt, am Weltwirtschaftsforum in Davos teilzunehmen. Es ist dem Präsidentendarsteller damit erneut gelungen, Freund und Feind zu überraschen. Denn Trump ließ die Welt oft genug wissen, was er vom Establishment und dessen rituellen Zusammenkünften hält – gar nichts. Deswegen kündigte er an, den „Sumpf in Washington“trockenzulegen, in dem er freilich allenthalben selbst zu versinken droht. Und deshalb ließ er im Wahlkampf seinen damaligen Berater Steve Bannon sagen: „Die arbeitenden Männer und Frauen in aller Welt sind müde, davon diktiert zu werden, was wir die Davos-Party nennen.“Das ist insofern skurril, als Trump, anders als er das im Wahlkampf darstellte, schon immer dem Establishment angehörte. Er war seine ganze berufliche Karriere hindurch fixer Bestandteil der USGeldelite, durch die Wahl ist er Teil der internationalen Machtelite geworden. Allein wegen seiner Funktion kommt man am US-Präsidenten nicht vorbei. Man muss sich mit ihm und seinen politischen Vorstellungen beschäftigen – ob sie einem gefallen oder man sie ablehnt.
Im Vorjahr hatte Chinas Staatschef Xi Jinping die große Bühne in Davos genützt, um für eine globalisierte Wirtschaft und Freihandel zu werben. Trump will den Ausflug in die Schweizer Berge dazu nutzen, um seine „America First“-Strategie zu erklären. Die passt wie die Faust aufs Auge zum Motto des heurigen Forums „Für eine gemeinsame Zukunft in einer zersplitterten Welt“. Man muss Trumps Rhetorik jedoch von seinen Taten trennen. Er hat viele Ankündigungen nicht wahrgemacht, vor allem die zur Beschränkung des internationalen Handels, auch wenn er versucht, mit Twitter-Schimpftiraden davon abzulenken. Dabei hilft ihm, dass die US-Wirtschaft im Einklang mit der weltweit boomenden Konjunktur gut läuft. Trump ist immer für negative Überraschungen gut, in der Wirtschaft hat er bisher jedoch weniger Schaden angerichtet, als zu befürchten war. Aber das muss nicht so bleiben.