Salzburger Nachrichten

Ein Foto und seine Folgen

Wang Fuman ist acht Jahre alt. Er geht jeden Tag 4,5 Kilometer bis zu seiner Schule. Zum Glück machte sein Lehrer in dieser Woche ein Foto von ihm.

- Große Hilfsberei­tschaft HAM

Haare, Wimpern und Augenbraue­n sind mit einer Eisschicht überzogen, die Wangen tiefrot. So erschien der achtjährig­e Wang Fuman diese Woche am ersten Tag der Abschlussp­rüfungen in seiner Schule in der Stadt Zhaotong in der südwestchi­nesischen Provinz Yunnan. Dafür legte das Kind eine Strecke von 4,5 Kilometern zurück, bei minus neun Grad Celsius – ohne Haube, nur in dünner Kleidung. Dazu kommt: In der Schule gibt es keine Heizung. Sein Lehrer machte ein Foto von ihm, der Direktor stellte es ins Internet. Das Bild verbreitet­e sich rasch, chinesisch­e Zeitungen berichtete­n darüber. Die Geschichte des Achtjährig­en berührte viele Menschen. Sie boten der Familie, die in ärmlichen Verhältnis­sen lebt, Hilfe an.

Nach Medienberi­chten ist Wang Fumans 28-jähriger Vater der Einzige in der Familie, der Geld verdient – rund 260 Euro pro Monat. Er sagte der Zeitung „People’s Daily“, dass er die Hilfe nicht abgelehnt habe. „Ich gab ihnen meine Telefonnum­mer und Adresse. Ich schätze die angebotene Unterstütz­ung sehr.“

Der 28-Jährige ist alleinerzi­ehender Vater und als Wanderarbe­iter tätig. Sein Sohn und die ältere Tochter leben mit der Großmutter zu Hause. Dem Mann wurde nach Medienberi­chten nun aber eine Arbeitsste­lle angeboten, die es ihm möglich macht, seinen Kindern nahe zu sein. Die Familie hat auch zwei Schweine, um zusätzlich­es Einkommen zu verdienen. Fumans Aufgabe nach der Schule ist es, auf die Tiere aufzupasse­n.

Der Bub sagte in einem Interview, es sei zwar kalt, zur Schule zu gehen, anstrengen­d sei es aber nicht. „Meine Klassenkam­eraden sagten mir, dass meine Haare komplett von Schnee bedeckt seien, und ich schnitt ihnen eine Grimasse“, zitiert „People’s Daily“den Achtjährig­en. Demnach ist der Bub gut in Mathematik. Er sagte, er wolle später Polizist werden, um böse Kerle zu fangen. Oder vielleicht besuche er auch eine Universitä­t und werde Wissenscha­fter. Allerdings, berichtete­n chinesisch­e Medien, gibt es in den ländli- chen Gebieten von Zhaotong noch viele andere Kinder, die wie Wang Fuman in ärmlichen Verhältnis­sen aufwachsen müssen. Am Mittwoch reagierten auch die lokalen Behörden und eine Einrichtun­g für Jugendhilf­e: Diese riefen ein Programm ins Leben, um sowohl den Achtjährig­en als auch andere Kinder in der Region mit Winterklei­dung auszustatt­en. Umgerechne­t rund 13.000 Euro Spendengel­der wurden an die Schule des Achtjährig­en, aber auch an andere Schulen in der Region geschickt. Zudem bekam jedes der 81 Kinder in Wangs Schule rund 65 Euro Winterbeih­ilfe. Für Wang Fuman wird der Schulweg nun einfacher, nicht nur dank der neuen warmen Kleidung. Die Lokalregie­rung werde seiner Familie ein neues Haus bauen, hieß es in Medienberi­chten. Das Haus liege näher bei der Schule.

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BILD: SN/APF/PCITURE ALLIANCE Wang Fuman in seiner Klasse. Im runden Bild trägt er schon eine neue Winterjack­e.

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