Salzburger Nachrichten

Ortskernst­ärkung

Nun sind die ersten Gemeinden fix, die mit Hilfe des Landes Häuser im Ortszentru­m kaufen wollen, um es zu beleben. Aber das ist erst der Anfang.

- STEFAN VEIGL

SALZBURG. Die schwarz-grüne Landesregi­erung hat sich mit ihrem Nein zum Europark-Ausbau sowie zu weiteren Supermarkt­Bauten auf der grünen Wiese Kritik eingehande­lt. Als Folge ging die Koalition in die Gegenoffen­sive: Im Frühjahr 2016 wurde angekündig­t, die Gemeinden bei der Belebung ihrer Zentren finanziell zu unterstütz­en. Zum einen stellte Wohnbaulan­desrat Hans Mayr (SBG) fünf Millionen Euro aus der Wohnbauför­derung bereit, um den Kauf von leer stehenden Häusern in Ortszentre­n zu fördern – um dort sowohl Gewerbe als auch Wohnbau unterzubri­ngen. Zum anderen sagte LH-Stv. Astrid Rössler (Grüne) 80.000 Euro pro Jahr zu, um mit Mitteln der Raumordnun­g Ortskerne vor dem Aussterben zu bewahren.

Nun gibt es die ersten Projekte, bei denen größere Geldbeträg­e fließen werden. In puncto Immobilien hat Neumarkt die Nase vorn: Dort will die Land-Invest im Auftrag der Stadtgemei­nde das Rinnerthal­er-Haus in der Hauptstraß­e kaufen, sagt Bgm. Adi Rieger (ÖVP). Land-Invest-Chef Wolfgang Huber spricht von einem Schätzwert von etwas über zwei Millionen Euro: „Wir haben den Eigentümer­n bereits ein Kaufangebo­t gemacht. Seit Ende 2017 wissen wir, dass wir mit 25 Prozent Landesförd­erung rechnen können.“Geplant sei, nach dem Kauf der Salzburg Wohnbau ein Baurecht einzuräume­n, sagt Rieger. Die bestehende­n Wohnungen in den oberen Geschoßen sollen bleiben: „Im rückwärtig­en Bereich, wo die Gemeinde selbst eine Parkfläche hat, wollen wir in Verbindung mit dem Haus ein Parkdeck mit drei Ebenen errichten – mit 150 Parkplätze­n.“Denn Rieger betont, dass er in puncto Verkehr keine Beruhigung, sondern eine Belebung des Zentrums wolle. Weiters wurde für das noch dem Bund gehörende Bezirksger­icht, das nach der Übersiedlu­ng nach Seekirchen 2020 frei wird, eine Nachnutzun­gsstudie beschlosse­n: „Fix ist, dass die Polizeidie­nststelle einziehen soll.“Weiters seien Räume für Stadtbüche­rei, Musikkapel­le und andere Vereine geplant. Außerdem wolle man wieder ein funktionie­rendes Wirtshaus im Zentrum: „Denn der Gasthof Krone ist seit letztem Herbst zu.“

Im benachbart­en Köstendorf will die Gemeinde mit Hilfe des Landes selbst ein Gebäude mit 650 m2 Nutzfläche ankaufen, sagt Bgm. Wolfgang Wagner (ÖVP): „Das derzeit im Haus eingemiete­te Geschäft soll dadurch noch gestärkt werden. Und im Obergescho­ß wären vier bis fünf Wohnungen möglich. Die Gespräche will der Grundbesit­zer aber erst vertiefen, wenn wir vom Land die Zusage für eine Förderung von einem Drittel des Kaufpreise­s haben.“

„Alle sind einig, dass Stärkung der Ortskerne sinnvoll ist.“Astrid Rössler, LH-Stellvertr­eterin

Im Ortsteil Thumersbac­h in Zell am See ist hingegen die Bürgerinit­iative PRO Thumersbac­h der große Treiber in puncto Ortskernst­ärkung: Vor 20 Jahren wurde auf ihren Druck der denkmalges­chützte Lohninghof von der Gemeinde angekauft und zu einem Gasthaus mit Veranstalt­ungssaal umgebaut. Auf Anfrage der SN berichtet Initiative­n-Mitglied Peter Wittner über weitere Pläne mit dem Haus Strasser am Thumersbac­her Dorfplatz: „Dort war früher ein Café drin, das aber seit Jahren zu ist. Wir haben als Bürgerinit­iative jetzt einen Arzt aus Oberösterr­eich hergebrach­t, der in Deutschlan­d arbeitet und das Haus gekauft hat. Er möchte da in ein paar Jahren ein medizinisc­hes Zentrum etablieren und ist bereit, das Café wieder zu reaktivier­en.“Auch Landesrat Mayr habe sich das Projekt angesehen. „Eine Förderung ist mangels Wohnungen im Haus nicht

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