Operationen ist Schluss
schnell klar geworden, dass er sich für chirurgische Aufgaben eigne. „Der Professor im Sezierkurs hat gesagt: So wie Sie Pinzette und Skalpell halten, sollten Sie Chirurg werden.“Nach dem Studium begann Josef Obrist im Krankenhaus in Feldkirch seine ärztliche Ausbildung. „Ich wollte möglichst weit weg: Der Prophet gilt im eigenen Land nichts.“
1983 fing er dann im Salzburger Unfallkrankenhaus an. „Das habe ich angestrebt, weil ich wusste, dass man dort viel operiert.“Er spezialisierte sich erst auf Schulterchirurgie und entwickelte dabei auch neue Verfahren. Diese seien oft aus der Not geboren. „Einmal operierte ich einen Bruch, der bereits ein Jahr alt war. Bei dem schwierigen Eingriff musste ich improvisieren, um eine Platte einzusetzen. Diese ad hoc erfundene Methode setzte ich dann später bei 60 weiteren Operationen ein.“Kreativität sei eine Fähigkeit, die einen guten Unfallchirurgen auszeichne, sagt Obrist. Zudem gehörten physische und psychische Belastbarkeit dazu. „Oft sind es kleinere Sachen, die negativ ausgehen. Da operiert man stundenlang und hat das Gefühl, alles getan zu haben. Und dann geht es trotzdem anders aus.“
Rückblickend seien aber die positiven Geschichten prägender. „Einmal operierte ich im Nachtdienst einen Engländer. Der hatte eine Querschnittsverletzung zwischen dem achten und zehnten Brustwirbel. Während der Operation dachte ich mir noch: Es wäre besser gewesen, den Eingriff abzugeben. Tatsächlich konnte der Mann später mit einem Linienflug nach Hause gebracht werden.“
Wenn er im April in Pension ist, wird er das Operieren nicht ganz bleiben lassen. Über eine Privatpraxis will er weiter Patienten betreuen, außerdem steht er für Konsultationen zur Verfügung. „Aber ich werde mehr Zeit haben fürs Wandern und für die Schwarz-Weiß-Fotografie.“Auch Sport will er betreiben. „Aber nichts exzessiv. Das hat mich mein Beruf gelehrt.“
Die Nachfolge für sein Primariat und die ärztliche Leitung des UKH Salzburg steht noch nicht fest: Derzeit läuft das Bestellungsverfahren.