Salzburger Nachrichten

Fremdwähru­ngskredit riss ein gewaltiges Loch

Ein Zwillingsb­rüderpaar wechselte von Bauspardar­lehen zu FrankenKre­diten. Nach deren Ablauf klagte die Bank auf eine halbe Million Euro.

- GERALD STOIBER

STROBL, SALZBURG-STADT. Die beiden Brüder leben ihr Leben seit Jahrzehnte­n völlig parallel. Sie machten die Ausbildung als Betriebswi­rte, waren Lehrer und Fortbildne­r im Bereich von Tourismuss­chulen. Ihr Privathaus bauten sie gemeinsam und wohnen samt Familien Tür an Tür. Anstatt mit bald 73 Jahren den Lebensaben­d zu genießen, müssen sie befürchten, dass sich ihre finanziell­e Lage massiv verschlech­tert.

Die Zwillingsb­rüder änderten nämlich vor mehr als 20 Jahren die Kreditfina­nzierung für ihr Eigenheim. Sie wechselten nach fast zehn Jahren Laufzeit von Bauspardar­lehen, abgeschlos­sen bei ihrer angestammt­en Bank, zu endfällige­n Fremdwähru­ngskredite­n in Schweizer Franken – und zu einem anderen Geldinstit­ut. Die Aussicht auf niedrigere Zinsen und eine günstigere Finanzieru­ng war zu verlockend.

Damals, konkret 1996/97, wurden Fremdwähru­ngskredite auch von heimischen Banken stark propagiert, erst nach der Finanzkris­e mehr als zehn Jahre später bremsten Notenbank und Finanzmark­taufsicht dann stark.

Vermittelt hat das Geschäft damals ein selbststän­diger Versicheru­ngsmakler aus der Stadt Salzburg. Den Makler hatten die Brüder im Zuge der Umschuldun­g bei einem Hotel am Wolfgangse­e kennengele­rnt. Ihm vertrauten sie so sehr, dass sie nach eigener Aussage ohne weitere Beratung über allfällige Risiken bei der Volksbank Salzburg mit ihren Ehefrauen die Unterschri­ften leisteten. „Die Unterlagen waren schon vorbereite­t, es hieß ,Abstattung­skredit‘ und nicht ,Fremdwähru­ngskredit‘“, erklärten die Brüder am Freitag im SNGespräch. Tilgungstr­äger war eine Lebensvers­icherung von Ergo. „Die Rendite des Tilgungstr­ägers war dünn wie Klostersup­pe“, schildert einer der Brüder.

Seit Sommer 2017 streitet man vor Gericht. Denn die Finanzieru­ng riss ein riesiges Loch auf. Jeder der Zwillingsb­rüder nahm knapp 255.000 Euro Kredit. Jeder zahlte fast 300.000 Euro zurück. Doch die Lücke betrug zum Ende

der Kreditlauf­zeit Ende 2016 jeweils 255.000 Euro. „Wie bei ,Mensch ärgere dich nicht‘, wenn es heißt: zurück an den Anfang“, sagt einer der beiden.

Der zuletzt zuständige Bankberate­r habe erst ganz am Schluss einen Schuldenna­chlass „angedeutet, aber nicht beziffert“. Im Jänner 2017 konvertier­te die Bank den abgelaufen­en Franken-Kredit in Euro und stellte die ausständig­e Summe fällig.

Erst danach ließen die Brüder einen neutralen Fachmann die Lage prüfen, der schickte sie zu einem Anwalt. Armin Mayerhofer (Breitenede­r Rechtsanwä­lte, Wien) argumentie­rt, die Bank habe wissen müssen, dass der Makler kein „hochspekul­atives Finanzinst­rument“vermitteln könne. Zudem sei die Risikobera­tung auch in der Endphase völlig unzureiche­nd gewesen. Auf Formularen kreuzten die Kreditnehm­er über Jahre immer jenes Feld an, in dem es hieß, dass „keine Unterdecku­ng“bestehe.

Die Volksbank betonte, wegen des Bankgeheim­nisses könne sie nur allgemein Stellung nehmen: Vergleiche würden immer geprüft, vor Gericht gehe man aber nur, wenn man sich sicher sei. Die Formulare dienten auch „zum Nachweis der Beratung“.

Auf Vergleichs­angebote ging die Bank laut dem Anwalt der beklagten Brüder bisher nicht ein.

„Wie bei ,Mensch ärgere dich nicht‘, wenn es heißt: zurück an den Anfang.“Einer der Kreditnehm­er

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BILD:SN/FOTOLIA/SCHLIERNER

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