Salzburger Nachrichten

Die Affen im heißen Bad

Im Norden Japans kann es manchmal ganz schön kalt werden. Eine Affenart hat sich einen schlauen Trick ausgedacht, um sich warm zu halten.

- Sabrina Glas

Die Schneedeck­e ist dick, es hat Minusgrade. Der Pelz der Affen ist mit einer Schneeschi­cht überzogen. Sie sind rot im Gesicht, aber nicht von der Kälte. Ihnen ist warm. Sie sitzen in natürliche­n heißen Quellen. Das warme Wasser treibt ihnen die Röte ins Gesicht. Japanmakak­en nennt man sie – zu Deutsch auch Schneeaffe­n oder Rotgesicht­smakaken. Wie passend! Das Gesicht leuchtet geradezu zwischen den Fellmassen. Nordwestli­ch von Japans Hauptstadt Tokio befindet sich das „Höllental“. So heißt – auf Deutsch – der Jigokudani-Affenpark, wo etwa 300 Rotgesicht­smakaken leben. In ganz Japan schätzt man den Gesamtbest­and dieser Affen auf etwa 100.000. Im „Höllental“liegen im Winter mehrere Meter Schnee, bis zu minus 15 Grad Celsius kann es hier haben. Das dicke Fell der Affen schützt sie aber vor der Kälte. Nahrung liegt oft tief in den Schneemass­en begraben. Die Affen fressen so viel wie möglich, um sich warm zu halten und Energie zu schöpfen. Da das Nahrungsan­gebot im Winter mau ist, begnügen sie sich mit Baumrinde, Pflanzenma­rk oder Zedernnade­ln. Die Schneeaffe­n werden bis zu elf Kilogramm schwer. Was man in der Natur häufig beobachten kann: Dort, wo es kälter ist, bringen die Tiere etwas mehr Gewicht auf die Waage. Japanmakak­en sind neben Menschen die einzigen Primaten, die unter solchen Bedingunge­n überleben können. Keine Affenart lebt weiter im Norden. Ihr Trick: Sie setzen sich in warme Wasserquel­len. Diese natürliche­n „Whirlpools“sind kreisrunde, mit warmem Wasser gefüllte Pools vulkanisch­en Ursprungs. Man nennt sie auch „Onsen“.

Die Wassertemp­eratur in diesen Quellen liegt bei etwa 40 Grad Celsius. Dort wärmen sich die Affen, pflegen das Fell ihrer Artgenosse­n oder tauchen, um Essbares zu holen. Die Affen sind zutraulich, kein Zaun trennt die Gruppe der Affen vor den Blicken neugierige­r Besucher. Baden darf man allerdings nicht mit den flauschige­n Tieren. Sie sollen so wenig wie möglich gestört werden. Deshalb sind auch Selfie-Sticks verboten im Affenpark.

Tag für Tag verbringen die Affen den Winter in ihrer natürliche­n Therme. Sie sind somit wohl die entspannte­sten ihrer Artgenosse­n.

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BILD: SN/EPA/EVERETT KENNEDY BROWN Japanmakak­en setzen sich in warme Wasserquel­len, um sich aufzuwärme­n. Man nennt diese Quellen auch „Onsen“.

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