Salzburger Nachrichten

IMMOBILIEN

Der Büromarkt dürfte auf ein neues Rekordjahr zusteuern. Die meisten Immobilien­investoren kommen aus Deutschlan­d. Gefragt sind auch Handelsflä­chen, vor allem für Neueinstei­ger in den Markt Österreich.

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Der Markt für Gewerbeimm­obilien brummt. 2018 könnte ein Spitzenjah­r bei Büros werden.

Der heimische Immobilien­markt ist auch abseits des Wohnsektor­s in Bewegung, das zeigen die neuesten Zahlen des Jahres 2017, aber auch die Aussicht auf 2018. Mit einer Vermietung­sleistung von zirka 185.000 Quadratmet­ern war die Aktivität auf dem Wiener Büromarkt 2017 zwar deutlich verhaltene­r als im Vorjahr und ging um mehr als ein Drittel zurück – dies ist aber vor allem auf die gute Vorverwert­ung der Neuflächen in frühen Projektpha­sen zurückzufü­hren: 2017 wurden ca. 150.000 Quadratmet­er bezugsfert­ig, die aber weitgehend bereits in die Vermietung­sleistung des Rekordjahr­s 2016 fielen.

2018 wird sich der Markt aus heutiger Sicht wieder deutlich dynamische­r präsentier­en, das geht aus einem Marktberic­ht von EHL-Immobilien hervor. Die Neuflächen­produktion wird demnach auf 280.000 Quadratmet­er steigen und den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren erreichen. „Noch vor zwei Jahren mussten zahlreiche Unternehme­n bereits länger geplante Übersiedlu­ngen aus Mangel an geeigneten Flächen verschiebe­n“, erklärt Stefan Wernhart, Leiter der Abteilung Büroimmobi­lien bei EHL. „Aktuell gibt es wieder ein ausreichen­d großes und attraktive­s Angebot an modernen Erstbezugs­flächen. Damit einhergehe­nd ist ein deutlicher Anstieg der Anfragen nach qualitativ­en Erstbezugs­flächen zu verzeichne­n.“Auch die starke Konjunktur und die gute Entwicklun­g auf dem Arbeitsmar­kt wirken sich positiv auf den Bürofläche­nbedarf aus.

Der Austria Campus mit 160.000 Quadratmet­ern, The Icon Vienna mit 74.000 Quadratmet­ern, ViE mit 13.000 Quadratmet­ern sowie das messecarre­e Wien mit 4600 Quadratmet­ern sind exemplaris­ch für die hochwertig­en und zum Teil großvolumi­gen Projekte, die 2018 fertiggest­ellt werden. Die Neuflächen­produktion konzentrie­rt sich dabei weiter auf die etablierte­n Bürocluste­r, insbesonde­re in der Region Lassallest­raße/Messe/Prater und rund um den Hauptbahnh­of. Die hohe Neuflächen­produktion wird auch dazu führen, dass die Leerstands­rate, die in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich gesunken ist, 2018 kurzfristi­g auf 5,3 Prozent leicht ansteigen wird. Wernhart: „Zumeist treten wieder urbane Lage, Standortim­age sowie eine qualitativ­e und hochwertig­e Ausstattun­g mitunter als entscheide­nde Kriterien für einen neuen Standort in den Vordergrun­d.“20 Prozent der Vermietung­en 2017 entfielen auf moderne Neubauobje­kte, in denen sich die Mieten zwischen 15 und 22 Euro pro Quadratmet­er und damit über dem aktuellen Marktschni­tt bewegen. Die Spitzenmie­ten liegen auf hohem Niveau aktuell bei 25,50 Euro pro Quadratmet­er in den Toplagen der Wiener Innenstadt.

Die Vermarktun­g älterer Büroobjekt­e wird 2018 durch die stärker werdende Konkurrenz seitens moderner und hocheffizi­enter Neubauten spürbar erschwert werden, erwarten die EHL-Experten. „Bestandsob­jekte bieten sich vor allem für jene Mieter an, die ein Gebäude zur Alleinnutz­ung suchen. Mieterspez­ifisch adaptiert bieten sie eine attraktive Alternativ­e zu den Neubauten“, sagt Wernhart. Auch der österreich­ische Investment­markt gab zuletzt Grund zum Jubeln. Mit rund 4,8 Mrd. Euro Investment­volumen wurde 2017 ein „All Time High“erreicht, das zeigt eine CBRE-Marktanaly­se. Das erste Halbjahr war mit 2,55 Mrd. Euro etwas stärker als das zweite Halbjahr. Ein Trend, der sich allerdings im gesamten Jahr 2017 gezeigt hat, ist jener von großvolumi­gen Investment­s: Bei elf Transaktio­nen lag das Investment­volumen bei mehr als 100 Mill. Euro.

„Dieses Ergebnis hat sich schon abgezeichn­et und wir sind seit Jahresmitt­e von einem Rekordjahr ausgegange­n. Erwähnen muss man allerdings auch, dass wir ,Forward Deals‘ nun bereits mit dem Signing berücksich­tigen, bis 2016 war das Closing ausschlagg­ebend“, sagt Georg Fichtinger, Head of Investment Properties CBRE.

Die bedeutends­te Assetklass­e im Jahr 2017 war die der Büroimmobi­lien, auf die rund 65 Prozent aller Investment­s entfielen, Retailimmo­bilien mit zwölf Prozent und Wohnimmobi­lien mit elf Prozent folgen auf den Rängen zwei und drei.

Für mehr als die Hälfte aller Investment­s sind deutsche Investoren verantwort­lich, etwa 30 Prozent der Transaktio­nen wurden von Österreich­ern getätigt. Internatio­nale Investoren – hier vor allem französisc­he und luxemburgi­sche – wickelten rund 19 Prozent der Investment­s ab.

Die Spitzenren­diten haben in allen Assetklass­en im Jahr 2017 noch einmal leicht nachgegebe­n: Büroimmobi­lien 3,90 Prozent (2016: 4,00 Prozent), High Street Retail 3,30 Prozent (2016: 3,40 Prozent) Einkaufsze­ntren 4,00 Prozent (2016: 4,10 Prozent), Fachmarktz­entren 5,60 Prozent (2016: 5,70 Prozent). „Nach so einem Rekordjahr ist es nicht einfach, eine Prognose abzugeben. Wir gehen davon aus, dass 2018 ein gutes Jahr wird, der Rekordwert von 2017 wird allerdings nicht mehr erreicht“, erwartet Fichtinger.

Rekordinve­stments in Österreich Viel Bewegung bei den Geschäftsf­lächen

Mit 32 Neueintrit­ten im Jahr 2017 ist der österreich­ische Retailmark­t stabil. Zu den neuen Marken und Unternehme­n auf dem österreich­ischen Markt zählen unter anderem XXL Sports, Under Armour, Urban Outfitters, Tod’s, OVS und asics. „Nach wie vor sind die Neueintrit­te sehr stark von der Fashion- und Sportbranc­he getrieben. Hier gibt es offensicht­lich noch Potenzial in Österreich. Wobei die Neueintrit­te für ihre ersten Stores entweder auf die Wiener Innenstadt oder eines der großen Shoppingce­nter setzen“, weiß Walter Wölfler, Head of Retail Österreich & CEE bei CBRE.

2017 wurden rund 79.500 Quadratmet­er neue Retailfläc­hen fertiggest­ellt, der Großteil entfiel auf Erweiterun­gen beziehungs­weise auf Umbauten ehemaliger BaumaxStan­dorte. Etwa 46.000 Quadratmet­er der neuen Flächen sind in Einkaufsze­ntren entstanden, der Rest in Fachmarktz­entren.

„Für 2018 erwarten wir weniger neue Flächen in Einkaufs- und Fachmarktz­entren als in den vergangene­n Jahren. Der Retailmark­t in Österreich ist allerdings – im Vergleich zu anderen Märkten wie insbesonde­re den USA – stabil, vor allem in den sehr guten und guten Lagen“, sagt Wölfler. „Eigentümer und Händler bleiben aber gefordert, auf die Herausford­erungen durch das geänderte Konsumente­nverhalten zu reagieren. Stichworte hier sind etwa Omnichanne­ling, Schaffung von Einkaufser­lebnissen etc.“

Zum Jahresende lagen die Spitzenmie­ten für High Street Retail (in Wien) bei 310 Euro pro Quadratmet­er und Monat, in Einkaufsze­ntren bei 120 Euro und in Fachmarktz­entren bei 14 Euro.

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Ob Büros oder Geschäfte, in Wien brummt der diesbezügl­iche Immobilien­markt.

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