Salzburger Nachrichten

Jungfamili­en in die Altstadt

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Zum Artikel „Salzburgs Altstadt braucht mehr Bewohner“vom 12. 1.: Als Mitorganis­ator der internatio­nalen Tagung „Stadt erleben – nicht erleiden. Neue Entwicklun­gsziele für alte Städte“, die 1996 in Salzburg stattfand, fand ich den Vortrag des Bürgermeis­ters von Venedig alarmieren­d, wie die Altstadtbe­wohner von Venedig ihre Lebensqual­ität an den Massentour­ismus verloren haben. Aktuelle Studien zeigen jetzt, dass Venedig aussterben wird, da die Vermieter fast nur mehr an Touristen vermieten und für die einheimisc­he Bevölkerun­g Wohnraum nicht mehr erschwingl­ich ist.

Bei der Tagung präsentier­te aber der Bürgermeis­ter von Dijon ein erfolgreic­h umgesetzte­s Gegenkonze­pt: Die effektive und kaum auszuschla­gende Unterstütz­ung von Jungfamili­en zur Ansiedelun­g in der Altstadt. Dadurch wurde Mietwohnen so attraktiv, dass den Jungfamili­en über die Jahre die ganze kleinteili­ge Infrastruk­tur nachfolgte und in der Altstadt die Wohnbevölk­erung vor dem Massentour­ismus Priorität hatte. Auf Salzburg angewendet hieße das, 1000 Jungfamili­en mit jährlich 5000 Euro Mietzuschu­ss das Wohnen in der Altstadt zu ermögliche­n. Das würde das Problem, dass die Altstadt zum Disneyland verkommt, nachhaltig lösen, die Altstadt würde für Bewohner zum attraktive­n Lebensraum, die Infrastruk­tur würde folgen. Wenn man von den Reisebusse­n der Tagestouri­sten 100 Euro verlangen würde, wäre die Finanzieru­ng schon gesichert.

Möglicher Beginn der unbürokrat­isch umsetzbare­n Maßnahme: jetzt! Mag. Dr. Günther Witzany 5111 Bürmoos

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