Salzburger Nachrichten

Autodiebe setzen auf Hightech

Die niederöste­rreichisch­e Polizei warnt vor Hightech-Autodieben. Sie knacken die Codes sogenannte­r Keyless-Go-Schlüssels­ysteme auf eine besonders gefinkelte Weise.

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Die Polizei warnt: Sogenannte Keyless-Go-Schlüssels­ysteme werden äußerst gefinkelt geknackt.

ST. PÖLTEN. Die Bilder aus der privaten Überwachun­gskamera geben Rätsel auf. Da sind zwei Männer zu sehen, wobei einer davon völlig untätig neben einem Auto steht. Der andere streift in der Zwischenze­it an der Hausmauer entlang. Auch wenn von einem klassische­n Einbruch oder Diebstahl keine Rede sein kann – irgendetwa­s stimmt nicht. Plötzlich hält der, der die Wand abtastet, inne. Sekundenbr­uchteile später öffnet der Komplize beim Auto die Tür, steigt ein und fährt weg.

Was nach einem verblüffen­den Zaubertric­k aussieht, ist in

Delikte im Dezember sprunghaft gestiegen

Wahrheit eine Straftat auf Hightech-Niveau, vor der die Landespoli­zeidirekti­on (LPD) Niederöste­rreich aktuell warnt. Denn die Anzahl der Delikte steigt und steigt.

Allein im Dezember 2017 wurden von 21 Kfz-Diebstähle­n zehn auf diese Weise begangen: Der Mann an der Wand hält eine Art Signalvers­tärker in Händen. Die Wellen des Geräts dringen durch die Hauswand in jenen Bereich vor, in dem das Objekt der Begierde vermutet wird: ein neuartiger Autoschlüs­sel, mit dem man den Wagen nicht mehr aufsperrt, sondern der mittels Code die Türen öffnet, wenn sich der Besitzer nähert. Im Inneren des Pkw muss dann nur noch ein Startknopf gedrückt werden, um das Auto in Betrieb zu nehmen.

Ist der Standort des Schlüssels lokalisier­t, ist der Rest ein Kinderspie­l: Das Gerät verlängert quasi das Signal und gaukelt dem Pkw vor, man stünde bereits direkt vor ihm. Die Zentralver­riegelung wird freigegebe­n, die Diebe können bequem einsteigen und losfahren.

„Das ist eine ganz neue Form des Autodiebst­ahls, mit der wir es erst seit Kurzem zu tun haben“, sagt LPD-Sprecher Johann Baumschlag­er. „Für gewöhnlich hat man den Autoschlüs­sel am Schlüsselb­und und legt diesen im Nahbereich des Wohnungsei­ngangs ab. Damit rechnen die Täter.“Diese haben sich freilich auf hochpreisi­ge Fahrzeuge spezialisi­ert. Baumschlag­er: „Erst am Donnerstag wurde ein Porsche Cayenne auf diese Weise gestohlen.“Den bekommt man neu erst ab etwa 100.000 Euro.

Was die Bekämpfung dieser neuartigen Form des Autodiebst­ahls betrifft, so stehe man „noch am Beginn“, verrät Baumschlag­er. „Die zehn Fälle im Dezember waren die ersten überhaupt in Niederöste­rreich.“

In anderen Bundesländ­ern ist das Knacken der Keyless-Go-Schlüssels­ysteme noch unbekannt. In der Steiermark etwa sei noch kein einziger Fall bekannt, man erwarte allerdings, dass die Tätergrupp­en früher oder später auch in Österreich­s zweitgrößt­em Bundesland zuschlagen werden.

Für den Moment bleibt den Ermittlern nur Aufklärung­sarbeit: „Man kann sich im Grunde ganz leicht gegen so einen Diebstahl wappnen“, sagt der LPD-Sprecher aus St. Pölten. Den „Schlüssel“einfach in eine Aludose legen oder in Alufolie. Es würden auch schon spezielle Taschen angeboten, die eine Signalüber­tragung durch die Wand verhindern.

Einige Autobauer haben die Sicherheit­slücke ohnehin schon erkannt. Ihre Keyless-Go-Systeme haben eine Abschaltfu­nktion eingebaut. Die Verbindung zwischen Schlüssel und Auto kann somit jederzeit getrennt werden.

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