Die verzweifelte Suche nach Ersatz für Donald Trump
Der Zustand des US-Präsidenten provoziert allerlei Fantasien darüber, wer ihm wann nachfolgen könnte.
Wer immer den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in jüngster Zeit im Fernsehen gesehen hat, muss geschockt sein. Donald Trump hat einen Wortschatz zum Weinen, eine Ausdrucksfähigkeit zum Lachen und Ideen zum Fürchten. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was Michael Wolff in seinem Buch „Fire and Fury“schreibt, dann neigt sich die intellektuelle Kapazität des US-Präsidenten rasant gegen die Nulllinie. Und das bei einem Menschen, der potenziell die Macht hat, über den Einsatz der schrecklichsten Waffen der Welt zu entscheiden.
Nun wäre die Hoffnung, Trump könnte durch ein Impeachment (ein Amtsenthebungsverfahren im Kongress) oder durch den 25. Verfassungszusatz (Amtsenthebung durch den Vizepräsidenten und 13 Minister) aus dem Weißen Haus entfernt werden, ziemlich sinnlos. Zum einen, weil ein Impeachment-Verfahren ewig dauert und die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses bräuchte – und die halten derzeit die Republikaner. Und zum anderen, weil dann Mike Pence nachfolgen würde, der zwar seinen Geist noch beisammenhat, aber ein übler Reaktionär ist.
Aber auch in der Frage, wer bei der nächsten Wahl ums Weiße Haus 2020 antreten könnte, zeigt sich derzeit noch nicht viel, das einem die Hoffnung auf einen „guten“Präsidenten geben könnte. Die Republikanische Partei hat bei der Präsidentschaftswahl 2016 bewiesen, dass sie einem brabbelnden, angeberischen, lügenden, rassistischen, frauenverachtenden, leseschwachen Populisten nichts entgegenzusetzen hat. Weshalb sollte es ihr also gelingen, beim nächsten Mal einen besseren Mann oder eine bessere Frau aufzustellen?
Erschütternd ist aber auch, was sich am anderen Ende des politischen Spektrums abspielt. Bei den Demokraten herrschen derzeit noch Gedankenspiele vor, die sich um die Senatorin Elizabeth Warren drehen. Die Juristin, die für Massachusetts im Senat sitzt, ist sicherlich eine ehrbare Frau, blitzgescheit, liberal – also alles, was sich aufgeklärte Europäer im Weißen Haus wünschen würden. Doch für all jene Amerikaner, die Hillary Clinton nicht wählen wollten, ist Warren genauso ein rotes Tuch, wie es die frühere First Lady war.
In welch erbärmlichem Zustand die Demokraten derzeit sind, wird klar, wenn man den Hype um Oprah Winfrey sieht. Da genügt es, eine einzige wirklich gute Rede zu halten, und schon ruft ein Teil des liberalen Amerikas danach, die schwarze Frau ins Weiße Haus zu wählen. Als wollten die Demokraten den zweifelhaften Erfolg der Republikaner mit dem in Politik unerfahrenen TV-Star Trump kopieren, wollen manche von ihnen einen in Politik unerfahrenen TV-Star ins Rennen schicken.