Der Kulm steht unter keinem guten Stern
Ohne ÖSV-Podestplatz am Samstag, witterungsbedingte Absage am Sonntag – und auch die Zukunft des Skiflug-Weltcups ist ungewiss.
Das Skifliegen am Kulm gehört zu den Höhepunkten des österreichischen Sportjahres. Ein perfekt organisierter Event, spektakulärer Sport und Fans, die zu Tausenden nach Bad Mitterndorf pilgern, sind die Zutaten für ein erfolgreiches Weltcup-Wochenende. Doch in den vergangenen Jahren stand der Kulm meist unter keinem guten Stern. Die fatalen Stürze von Thomas Morgenstern und Lukas Müller haben sich in die Erinnerung eingebrannt, dazu nagten Wetterkapriolen an einer reibungslosen Durchführung des Skifliegens.
Auch am Sonntag musste die Veranstaltung abgesagt werden. Zu starker Wind ließ erst die Qualifikation und nach mehreren Verschiebungen auch den Weltcupbewerb ins Wasser fallen. Für die Zuschauer, die im Auslauf des Kulms vergeblich gewartet hatten, gab es anstatt der Rückerstattung des Eintrittspreises einen Gutschein für eine Folgeveranstaltung am Kulm. Aber ob die jemals stattfindet?
OK-Chef Hubert Neuper zog am Sonntag eine durchwachsene Bilanz des Skiflug-Weltcups. Der 57-jährige „Gastgeber“sieht die Traditionsveranstaltung nach insgesamt 26 Weltcupbewerben an einer Grenze der Finanzierbarkeit angelangt. Die verschärften Compliance-Regeln und andere Gesetzgebungen machen das Veranstalten immer schwieriger. „Österreich muss sich generell entscheiden, ob man so etwas machen will. Wir arbeiten gern und es ist uns auch nichts zu blöd, dass wir Geld auftreiben“, erklärte Neuper. „Aber wenn du gegen den Strom schwimmst, und der, der den Hebel oben hat, das Wasser mehr aufdreht, dann wirst du irgendwann müde und gehst unter. An diesem Punkt bin ich jetzt.“
Keinesfalls will der Kulm-Chef dies als Jammern verstanden wissen. „Wir sind nicht beleidigt oder tun uns selbst leid, nur stelle ich mir die Frage: Vielleicht brauchen wir das gar nicht mehr? Zu finanzieren ist es jedenfalls nicht mehr“, sagte Neuper. Fakt ist: Obwohl die Veranstalter nach der Absage am Sonntag mit einer Ausfallsversicherung abgedeckt sind, wird der Skiflug-Weltcup 2018 mit einem Minus abschließen. Demzufolge wird es 2019 auch kein Skifliegen am Kulm geben.
Und damit noch nicht genug der schlechten Nachrichten: Das ÖSVTeam wurde in der Nacht auf Sonntag Opfer eines Diebstahls. Auf dem Schanzengelände wurden einige Utensilien aus einem Container der österreichischen Skispringer entwendet. ÖSV-Co-Trainer Harald Rodlauer, im Zivilberuf Polizist, nahm dies zum Anlass und zeigte Polizeischüler Clemens Aigner, wie man eine Anzeige aufnimmt. Abhandengekommen sind u. a. Sportschuhe, eine Hose und eine Jacke von Gregor Schlierenzauer sowie Windponchos von Stefan Kraft und Aigner. Die wertvollsten Utensilien der ÖSV-Equipe waren glücklicherweise anderswo gelagert.
Am Samstag, als das Wetter noch deutlich besser war, holte ausgerechnet Kulm-Debütant Clemens Aigner mit Rang sieben die beste ÖSV-Platzierung. Der 24-jährige Tiroler schaffte mit 215,5 und 216,5 Metern nicht nur sein erstes TopTen-Ergebnis, er hat als einer von vier ÖSV-Adlern (neben Kraft, Hayböck und Poppinger) auch sein Ticket für die bevorstehende SkiflugWM in Oberstdorf sicher. Der Norweger Andreas Stjernen feierte mit Flügen über 229 und 226 Meter seinen ersten Weltcupsieg.