Annemarie Pröll und die falsch montierte Bindung
Bad Gastein und der Weltcup, das ist eine lange Geschichte. Die erste Salzburger WeltcupVeranstaltung (alpin) fand vor genau 50 Jahren auf dem Graukogel statt, die 153. jüngst auf dem Stubnerkogel (Snowboard). Gasteiner Jahrestage gibt es in diesem Winter noch drei weitere: 1948 wurde das erste Behinderten-Rennen durchgeführt, 1958 folgte die alpine WM und 1988 kam das Aus für das traditionelle SilberkrugRennen der Damen.
Besonders lohnend ist der Blick auf den Silberkrug 1968. Erstmals ging es um Weltcuppunkte, erstmals waren mit der knapp 15-jährigen Annemarie Pröll und der knapp 16-jährigen Monika Kaserer Salzburgs „Rohdiamanten“im Weltcup dabei. Kaserers Abschneiden: 38. Abfahrt, 31. Slalom, 23. Kombination. In den Fokus der österreichischen Skiwelt rückte aber vor allem die kleine Pröll. Im Nonstoplauf, so hieß das offizielle Training damals, kam sie an einer vereisten Kante schwer zu Sturz, worauf Rennsportleiter Franz Hoppichler meinte, das Rennen sei zu schwer für die Kleine. Die Trainer Hermann Gamon und „Charly“Kahr setzten sich aber durch, Pröll durfte auf der schweren Graukogel- strecke antreten. Sie hatte Startnummer 86, kam an der Kante neuerlich zu Sturz, rappelte sich auf, schnallte sich den kaputten Ski wieder an und kam mit fast eineinhalb Minuten Verspätung auf Siegerin Olga Pall ins Ziel – es war der 78. und letzte Platz. „Ich hatte den Trainern schon nach dem Sturz im Training gesagt, dass mit dem Ski etwas nicht stimmte.“Nach dem Rennen wiederholte sie ihre Kritik. Und siehe da, es stellte sich heraus, dass die Bindung zehn Zentimeter zu weit vorne montiert worden war. Pröll heute: „Ein so junges Mädchen haben sie damals natürlich nicht ernst genommen.“Im Gasteiner Slalom war sie mit Startnummer 99 noch später dran, am Ende war es Platz 43 mit 19 Sekunden Rückstand auf die französische Siegerin Florence Steurer.
Nach den Weltcup-Schnuppertagen ging es zu den Salzburger Jugendmeisterschaften nach Bad Hofgastein, wo Pröll Abfahrt und Riesentorlauf gewann, dann ging es bei den österreichischen Jugendmeisterschaften in Kaprun weiter. Im Riesentorlauf wurde die Kleinarlerin Dritte, in der Kombination Zweite.