„Wir haben viele Schutzengel gehabt“
Vier Freunde, die zu einer Skitour unterwegs waren, verunglückten auf der Gletscherbahn Weißsee. Jetzt erzählen sie den SN, was geschah.
Vier Tage nach dem Seilbahnunfall in Uttendorf, bei dem vier Freunde aus Saalfelden und Maria Alm verletzt worden sind, sprachen die SN mit dem Quartett. Die Brüder Simon und David H., Hermann U. und Christoph W. sind auf dem Weg der Besserung und sagen einhellig: „Wir haben etwa 1000 Schutzengel gehabt.“ SN: Wie geht es Ihnen, wie schwer sind die Verletzungen? Hermann U.: So weit gut. Ich hatte eine Gehirnerschütterung und Prellungen. Bei meinen Freunden waren es in Summe zwei gebrochene Wirbel bei einem, gebrochene Rippen beim anderen sowie Prellungen und Abschürfungen bei allen. Aber wir sind auf dem Weg der Besserung, haben bis auf David das Spital schon wieder verlassen können. David ist derzeit in Saalfelden im Sanatorium Ritzensee. SN: Das Unglück passierte offenbar so schnell, dass man kaum reagieren konnte. Wie sind Ihre Erinnerungen? Wir sind eine Freundesgruppe, die gerne Skitouren unternimmt. Am Sonntag waren wir noch gemeinsam bei einem Lawinenkurs vom Alpenverein, an diesem Mittwoch wollten wir mit der Gondelbahn rauffahren und dann eine Tour zum Stubacher Sonnblick unternehmen. Passiert ist es gleich nach der Ausfahrt bei der Mittelstation. Wir sind in der Gondel gesessen, als es plötzlich passiert ist. SN: Geschah alles so schnell? Ja, wir haben es am Anfang gar nicht mitbekommen. Plötzlich sind wir vor der zweiten Stütze mit der Gondel rückwärts gefahren. Dann hat es einen, wir sagen dazu, Schepperer getan und plötzlich ist die Gondel derart aufgeschaukelt, dass wir fast senkrecht drinnen waren. SN: Sie sind in der Gondel offenbar herumgeflogen, eine Scheibe ist zu Bruch gegangen und David ist rausgeflogen. Ein Albtraum? David ist etwa sechs Meter abgestürzt. Wir haben uns gerade noch halten können. Es war jedenfalls eine ziemlich heftige Sache in dieser Situation, mit der man nicht gerechnet hat. Bei der Polizei hat Hermann später aussagen können, die Gondel dürfte nach dem Aufschaukeln gegen eine Revisionsstiege bei der ersten Liftstütze geprallt sein. Dabei muss die Scheibe gebrochen sein. Die Gondel dürfte dann noch rund 40 Meter bergwärts gefahren und dann zum Stillstand gekommen sein. Da ist der David rausgeflogen.
SN: Die Hilfskräfte waren sofort zur Stelle. Wie ist die Bergung abgelaufen? Wir müssen sagen, dass die Leute von der Seilbahn sofort zur Stelle gewesen sind. Die Gondel war zu diesem Zeitpunkt nur etwa zweieinhalb Meter über Grund, darunter war Neuschnee. Wir sind praktisch noch allein nach den Anweisungen des Personals aus der Gondel, die Liftangestellten haben uns bei der Hand gehalten. Auch die Einsatzkräfte vom Notarzthubschrauber und vom Roten Kreuz waren sehr schnell da. David und Hermann sind dann in das Landeskrankenhaus nach Salzburg geflogen worden. Die anderen haben glücklicherweise im Krankenhaus Zell am See nur ambulant behandelt werden müssen. SN: Wie lang muss David noch stationär bleiben? Wir hoffen, dass er schon am
kommenden Samstag wieder nach Hause darf. SN: Sie sind offensichtlich eine sehr eingeschworene Freundesgruppe. Sprechen Sie schon von weiteren gemeinsamen Skitouren? Ja, natürlich werden wir in Zukunft wieder vieles gemeinsam unternehmen. Aber jetzt heißt es einmal etwas abwarten, damit alle wieder richtig fit sind für weitere Skitouren. SN: Im Nachhinein betrachtet ist das Unglück noch halbwegs glimpflich ausgegangen. Sehen Sie das auch so? Wie gesagt, wir haben an diesem Tag sicherlich an die 1000 Schutzengel gehabt. Außer den Brüchen sind wir ja mit Prellungen, Abschürfungen und einer Gehirnerschütterung davongekommen. Klar war es auch ein Schock, denn in einer solchen Situation rechnet man ja nicht, dass eine Fahrt so endet. So gesehen müssen wir aber froh sein, dass alles so gelaufen ist und nichts Schlimmeres passiert ist. Die Seilbahngesellschaft ist auch mit uns schon in Kontakt getreten. Und warum es zu diesem Unfall gekommen ist, müssen die Experten klären.