Frühes Schulenglisch hilft wenig
Der frühe Fremdsprachenunterricht in der Schule ist nicht mit einem zweisprachigen Aufwachsen vergleichbar. Nur bei größtmöglicher Unterstützung zu Hause bringt frühes Englischlernen Erfolg.
Die Anglistin Simone Pfenninger hat in einer Langzeitstudie gezeigt, dass ein früher Fremdsprachenunterricht – so wie er derzeit in Europa weithin durchgeführt wird – kaum Vorteile bringt. In einer Langzeitstudie mit dem Titel „Beyond Age Effects“hat die Salzburger Wissenschafterin an mehr als 800 Zürcher Gymnasiasten untersucht, inwiefern das Alter zu Lernbeginn einer Fremdsprache – konkret ging es um Englisch – die Entwicklung der Fremdsprachenkenntnisse beeinflusst. Das Thema ist von großer Relevanz, weil es seit den 1990erJahren in Europa den bildungspolitischen Trend zum Fremdsprachenunterricht bereits in der Volksschule gibt. Die Resultate der 2008 in Zürich gestarteten und 2017 in Salzburg abgeschlossenen Studie zeigen, dass die Situation in der Schule anders ist als beim natürlichen Zweitsprachenerwerb. Die zentralen Ergebnisse sind: 1. Nur eine von vier Lerngruppen profitierte langfristig vom frühen Fremdsprachenunterricht, und zwar jene Kinder, die zweisprachig aufwachsen, bilingual sind und starke Unterstützung durch die Eltern und die Umgebung erfahren.
2. In den anderen drei Gruppen hatten jene, die fünf Jahre später in den Fremdsprachenunterricht eingestiegen sind, die Früheinsteiger bereits nach sechs Monaten eingeholt.
3. Allerdings hatten die Frühlernenden bei der ersten Datenerhebung einen größeren Wortschatz.
4. Am Ende der Gymnasialzeit gab es keine Unterschiede mehr.
„Es ist wichtig zu betonen, dass sich die Forschung nicht per se gegen den frühen Fremdsprachenunterricht ausspricht, aber die Erwartungen sollten realistisch sein bezüglich der erwünschten Zwei- und Mehrsprachigkeit“, betont die Forscherin mit dem Schwerpunkt Zweitsprachenerwerb. Die Forschung zeichne ein einheitliches Bild und zeige, dass es kaum Vorteile eines frühen Fremdsprachenunterrichts in der Schule gebe. Wichtig wäre ein Dialog, was man mit diesem Unterricht erreichen wolle.
Die assoziierte Professorin am Fachbereich Anglistik und Amerikanistik der Universität Salzburg wird am 19. Jänner mit dem renommierten Preis der Conrad-FerdinandMeyer-Stiftung ausgezeichnet. Die Preissumme: 20.000 Franken.