Franziskus drängt Opus Dei zurück Papst trifft in Peru auf ein Land der großen Widersprüche
Der Papstbesuch in Peru steht im Zeichen großer politischer Konflikte rund um Agrarindustrie, Kleinbauern, Bergbau und Klimawandel. Oft heißt es „Gold oder Wasser“.
Heute, Donnerstag, kommt Papst Franziskus auf seiner sechsten Lateinamerika-Reise in der peruanischen Hauptstadt Lima an – und trifft schon mit seinem protokollarischen Höflichkeitsbesuch bei Staatspräsident Pedro Pablo Kuczynski auf ein Land, das politisch und sozial zerrissen ist.
Francisco San Martín, der 1999 in Salzburg sein Doktorat in Politikwissenschaften erworben hat, unterstreicht im SN-Gespräch daher die hohen Erwartungen an Franziskus – „weil er Lateinamerikaner ist und auch ganz nahe bei den Menschen“. Vor allem bei denen, die von der Wirtschaftspolitik des Landes im Stich gelassen werden.
In Peru habe es in den 1970erJahren eine Landreform gegeben, bei der die Großgrundbesitzer Land an die Kleinbauern abgeben mussten, sagt San Martín. „Aber unter Alberto Fujimori, der von 1990 bis 2000 Präsident war, wurde das Rad wieder zurückgedreht. Fujimori hat viel privatisiert, vor allem die großen Anbauflächen an der Pazifikküste.“Dort habe sich eine Agroindustrie ausgebreitet, die mit Plantagen für Spargel, Avocados u. Ä. ganz auf den Export ausgerichtet sei.
„Gleichzeitig müssen die Kleinbauern in den Andenregionen für die Lebensmittelversorgung im Land herhalten“, sagt San Martín, der mit Unterstützung aus Salzburg in seiner Heimatstadt Trujillo das Netzwerk Minka aufgebaut hat. Minka heißt auf Quechua, der Sprache der Inka-Nachfahren, Zusammenarbeit. „Wir bringen Kleinunternehmer einer Region zusammen, damit sie sich besser behaupten können“, sagt der Politikwissenschafter, der auch österreichischer Honorarkonsul in Peru und Präsident der Tourismuskammer des Bundeslandes La Libertad ist. Vor allem gehe es um Ein-Personen-Unternehmen wie Biobauern, Teilzeitschneiderinnen und Handwerker.
Das größte Problem für die Kleinbauern ist das Wasser. Peru war – und ist teils noch immer – berühmtberüchtigt für eine besonders schmutzige Bergbauindustrie. „Trotz technischer Fortschritte ist die Verschmutzung des Wassers durch Silber- und Goldminen noch immer sehr groß“, sagt San Martín. „Gold oder Wasser“heißt es in Peru. Die Regierung setzt auf Wirtschaftswachstum und Export und sagt, „Gold oder Wasser“sei vereinbar. Aber die Bauern in den Anden bekommen die negativen Auswirkungen direkt zu spüren. Zudem ist Peru stark vom Klimawandel betroffen. 20 Prozent der Anden-Gletscher sind abgeschmolzen.
Die Folgen davon sieht Luis Zambrano täglich. Der Poet und Pfarrer leitet im peruanischen Hochland (Altiplano) ein Menschenrechtsbüro. „Der Titicacasee ist am Ufer total beschädigt. Die Umweltbehörde kümmert sich nicht, weil die Korruption in Peru allgegenwärtig ist. Das kontaminierte Wasser fließt ungefiltert in den See.“Der einzige Vorteil der Menschen im Altiplano sei, dass sie sich auf ihrem Stück Land selbst versorgen könnten. „Aber in den Elendsvierteln von Lima ist die Armut extrem.“
Kleine Fortschritte sieht der Pfarrer von Juliaca in der katholischen Kirche Perus, die jahrzehntelang stark vom konservativen Opus Dei dominiert war. „Bisher war es so, dass auf einen Opus-Dei-Bischof wieder ein solcher folgte. Damit hat Papst Franziskus Schluss gemacht“, sagt Zambrano. Er hoffe daher, dass auch der nächste Kardinal von Lima „ein normaler Mensch und kein Fanatiker“sein werde.