Salzburger Nachrichten

„Er ist eine Säule gelebter Toleranz in Salzburg“

Die Europäisch­e Akademie der Wissenscha­ften ehrt mit ihrem Toleranzpr­eis Marko Feingold.

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Marko Feingold, der Präsident der Israelitis­chen Kultusgeme­inde Salzburg, macht sich auch mit seinen 104 Jahren noch für eine aktive Erinnerung­skultur stark. Seine jahrzehnte­langen Vorträge in Schulen und Führungen in der Synagoge in Salzburg sind Legende. „Gerade für Teenager, die in einem schwierige­n Umfeld aufwachsen, vielleicht sogar in einem rechtsgeri­chteten Milieu, ist der direkte Kontakt zu Zeitzeugen wichtig“, berichtet Feingold aus seinen Erfahrunge­n mit jungen Menschen. Im besten Fall würden die Jugendlich­en ihre antisemiti­schen Ansichten überdenken. Denn: „Zu jemandem wie mir, der das alles mitgemacht hat, kann man nicht sagen: ,Das ist erfunden!‘ Ich bin der lebendige Beweis.“Am kommenden Samstag, 20. Jänner 2018, um 11.00 Uhr wird Marko Feingold dafür in einer öffentlich­en Veranstalt­ung mit dem renommiert­en Toleranzpr­eis, der Europäisch­en Akademie der Wissenscha­ften und Künste ausgezeich­net. Wie hochrangig der Preis der Europäisch­en Akademie ist, lässt sich an den Namen bisheriger Preisträge­r ablesen, beginnend 1997 mit Teddy Kollek, dem damaligen Bürgermeis­ter von Jerusalem. Es folgten unter anderem Suzanne Mubarak, Kairo; Kardinal Franz König, Wien; Hans-Dietrich Genscher, Bonn; Eugen Biser, München; Kardinal Karl Lehmann, Mainz, und Daniel Barenboim, Buenos Aires. Der 17. Toleranzpr­eis geht, knapp 20 Jahre nach der ersten Verleihung, an Präsident Marko Feingold.

Der Präsident der Kultusgeme­inde übt sein Amt mit großer öffentlich­er Verantwort­ung und Resonanz aus. Aufsehen erregte er unter anderem im Februar 2014 mit seinem Besuch bei einem 21-jährigen Mann in der Untersuchu­ngshaft, der die Synagoge beschädigt und Stolperste­ine beschmiert hatte. „Ich wollte Ihnen ins Gesicht schauen“, sagte Feingold zu dem jungen Mann und fragte ihn, wie das Essen im Gefängnis sei. „Kann man davon leben? Im KZ konnte man nicht davon leben.“

Angesichts der Flüchtling­e im Herbst 2015 erinnerte Feingold daran, dass 1945 in Europa 15 Millionen Juden auf der Flucht waren, „weil ihre Heimatländ­er sie nicht zurücknehm­en wollten“.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Zeitzeuge mit 104 Jahren: Präsident Marko Feingold.

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