40 Mill. Euro Schaden für Anleger
Insolvenz der Wienwert-Gruppe trifft die Zeichner der Anleihen.
Die durch ihre massive Werbetätigkeit breit bekannt gewordene Finanzgruppe Wienwert ist zahlungsunfähig. Am Donnerstag hat die WW Holding AG angekündigt, dass man wegen Überschuldung einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim zuständigen Gericht vorbereite. Angestrebt werde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, im Rahmen dessen die Wienwert AG als wesentliche Beteiligung verkauft werden solle. Diese sei vom Insolvenzverfahren nicht betroffen, hieß es.
Sehr wohl betroffen sind die Anleger, die die von Wienwert ausgegebenen Anleihen gezeichnet haben. Der Schaden könnte bis zu 40 Mill. Euro betragen, sagte Helmut Ettl, Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA) im Ö1-Mittagsjournal. Bei den von Wienwert verkauften Anleihen habe es sich um einfache Finanzprodukte gehandelt, sagte Ettl, „das Risiko war für Kundige erkennbar“. Die Zahl der betroffenen Anleger ist derzeit nicht bekannt.
Wienwert hatte scheinbar sichere Anleihen verkauft, dabei im Marketing die Nähe zur Stadt Wien suggeriert und mit hohen Renditen von mehr als 5 Prozent geworben. Man habe das Unternehmen kritisch beobachtet, sagte Ettl, sei allerdings nicht für die Aufsicht von Wienwert zuständig gewesen, es habe sich nicht um ein konzessioniertes Unternehmen gehandelt. Die FMA hat allerdings seit 2014 insgesamt vier Sachverhaltsdarstellungen an die Staatsanwaltschaft übermittelt und zudem in mehreren Verfahren wegen irreführender Werbung Verwaltungsstrafen über die Vorstandsmitglieder von Wienwert verhängt. Zuletzt hatte Vorstandschef Stefan Gruze eine Strafe von 85.000 Euro erhalten, Strafen gab es auch für die früheren Vorstände und Firmengründer Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakirzoglu, sagte FMA-Sprecher Klaus Grubelnik zur APA.
Laut Ettl habe die FMA alle Kompetenzen, die sie habe, ausgereizt, „weil wir gesehen haben, dass am Markt etwas passiert, was ziemlich wichtig war, und haben versucht, Öffentlichkeit herzustellen, und unser Strafausmaß ausgenutzt“. Es sei aber jedem erlaubt, am Markt etwas zu verkaufen. Wenn dabei bestimmte Bedingungen eingehalten werden, könne man das nicht verbieten. Daher hätte die FMA bei Wienwert auch nicht anders gehandelt, wenn sie für deren Aufsicht zuständig gewesen wäre. Das Risiko hinter den Anleihen sei für jeden, der sich das genau angeschaut habe, erkennbar gewesen. Man könne an Anleger daher nur appellieren, auf das Risiko zu achten. Wenn hohe Renditen versprochen werden, sei auch hohes Risiko dahinter „und nicht alles, wo Immobilie draufsteht, ist auch ein sicheres Investment“, sagte Ettl.
Manfred Biegler, Vorstand des Vereins Cobin Claims, ortet dagegen ein „typisches, multiples Kontrollversagen aller Instanzen“, wie man es von zahllosen Finanzskandalen kenne. Der Verein bietet betroffenen Anlegern Hilfe beim Durchsetzen der Ansprüche, der Schaden könnte laut Biegler bis zu 60 Mill. Euro erreichen. Hans-Georg Kantner vom KSV1870 verwies darauf, dass von den 40 Mill. Euro Verbindlichkeiten aus Anleihen nur zwei im Nominale von 15 Mill. Euro zum Handel an der Börse zugelassen waren.
„Für Kundige war das Risiko erkennbar.“Helmut Ettl, FMA-Vorstand