„Wir sparen, wo es nur geht“
Wegen extremer Dürre wird Kapstadt der Bevölkerung bald das Wasser abdrehen. Thomas Figl, Nachfahre von Österreichs erstem Kanzler Leopold Figl, schildert den SN seinen Alltag in Kapstadt.
KAPSTADT. „Die Wasserknappheit ist katastrophal. Wir sparen, wo es nur geht“, sagt Thomas Figl im SNGespräch. In Kapstadt betreibt der Nachfahre von Leopold Figl (ÖVP) einen Textilkonzern. Wegen der Jahrhundertdürre ist Wassersparen in allen Lebensbereichen angesagt.
Es ist ein Ringen um Verständnis und Zusammenarbeit, das die Stadtverwaltung von Kapstadt derzeit betreibt. Ihr gegenüber steht die eigene Bevölkerung. Denn während die Trockenheit die südafrikanische Region im Griff hat, kümmern sich nur wenige darum, ihren Verbrauch zu senken.
Wasserreservoirs sind ausgetrocknet. Die Politik hat festgelegt, dass pro Person und Tag nur 87 Liter Wasser verbraucht werden dürfen. Nun wurde die Menge für die kommenden fünf Monate auf 50 Liter gesenkt. Doch der Wasserverbrauch der Stadt liegt immer noch über einem nachhaltigen Wert.
„Es ist unglaublich, dass so viele Menschen nicht besorgt sind“, sagt Thomas Figl. Nur knapp 40 Prozent hielten sich an die Vorgaben. Er rechnet damit, dass die Wasserhähne bald versiegen. „Nur zusammen können wir die Stunde null vermeiden“, sagte Bürgermeisterin Patricia de Lille mit Blick auf den 21. April. Dann, zur „Stunde null“, werde die Stadtverwaltung das Wasser komplett abstellen. Die rund 4,5 Millionen Einwohner müssten sich ihr Wasser unter Aufsicht von Militär und Polizei an 200 Verteilungspunkten abholen. Figl berichtet, dass diese Ausgabestätten bereits errichtet werden.
Wie die Dürre Figls Alltag beeinflusst? „In der Textilfabrik spülen wir mit sehr wenig Wasser, haben Durchflussreduzierer in den Wasserhähnen“, berichtet er. Zu Hause sei der Rasen braun. Die Familie drehe in der Dusche das Wasser nur mehr kurz auf, seife sich ein und spüle sich ebenso rasch ab.
In Österreich verbraucht eine Person im Laufe eines Tages rund 130 Liter Wasser. Auf Körperpflege entfallen rund 50 Liter, auf Trinken und Kochen je zwei Liter, auf Wäschewaschen 15 Liter, im Haushalt 15 Liter, im Garten 5. Die Toilettenspülung ist einer der größten Wasserverbraucher im Haushalt; 40 Liter entfallen allein auf sie. Kapstadt versucht, in sozialen Medien auf genau diese Tatsache hinzuweisen. „Gelb bleibt stehen, Braun darf gehen“– dieser Tipp für das Einsparen von Spülwasser im WC schwirrt in Videos durch das Internet.
Für Haushalte, die viel Wasser verbrauchen, soll der Wasserpreis ab Februar drastisch erhöht werden. „Wir können die Menschen nicht mehr bitten, kein Wasser zu verschwenden. Wir müssen sie zwingen“, erklärte die Stadtverwaltung. „Wir hoffen in der Dürre auf ein Wunder“, sagt Thomas Figl.