Salzburger Nachrichten

Wehret den Anfängen

- Friedensbü­ro Salzburg

Wäre es jemandem ein Anliegen, gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt zu gefährden und daraus resultiere­nde Gewaltdeli­kte zu schüren, gäbe es ein – historisch bereits gut ausgearbei­tetes und bewährtes – Rezept.

Man nehme eine bereits marginalis­ierte Gruppe. Man isoliere sie und verhindere dadurch gesellscha­ftlichen Austausch und Kommunikat­ion. Dann nehme man dieser Gruppe existenzie­lle Lebensgrun­dlagen und beraube sie persönlich­er und berufliche­r Perspektiv­en. Das Ergebnis garniere man mit permanente­n Schuldzuwe­isungen, negativen Zuschreibu­ngen und kollektive­n Kränkungen. Das vorliegend­e Regierungs­programm und die begleitend­e verbale Ausschmück­ung ihrer Inhalte ist eine äußerst gelungene Ausführung dieser Rezeptur. Nun kann man nur mutmaßen, ob den Mitglieder­n dieser Bundesregi­erung diese Mechanisme­n einfach nur unbekannt sind oder ob sie sich bewusst auf diese Dynamik einlassen, mit dem Wissen, dass gespaltene Gesellscha­ften und daraus resultiere­nde Gewaltdeli­kte extremisti­sche Positionen stärken. Im ersten Fall wäre es zumindest nicht sehr schmeichel­haft für das Ausmaß an sozial- und gesellscha­ftspolitis­cher Kompetenz dieser Bundesregi­erung. Sollte – und manche Wortmeldun­gen in den vergangene­n Tagen zeugen davon, dass diese Befürchtun­g nicht sehr weit hergeholt ist – die zweite Annahme auch nur ansatzweis­e zutreffen, ist es kein Euphemismu­s, historisch­e Vergleiche zu bemühen und von „Wehret den Anfängen“zu sprechen. Hans Peter Graß

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