Auf dem Weg zum Käsemeister
Die Käserei Woerle bietet Lehrstellen in verschiedenen Fachgebieten. Spezialisten für Lebensmitteltechnik oder Milchtechnologie stehen interessante Berufsfelder offen.
Anspruchsvolle Jobs brauchen auch entsprechend ausgebildete Mitarbeiter. Dass eine Lehre dabei die beste Voraussetzung sein kann, zeigt sich beim Flachgauer Käsehersteller Woerle. „Wir brauchen qualifizierte Mitarbeiter und bilden deshalb auch selbst aus“, sagt Geschäftsführer Gerhard Woerle. Die Herausforderung ist nicht nur inhaltlich groß, sondern auch organisatorisch, denn bei Woerle wird auch am Wochenende gearbeitet, weil frische Milch eben täglich verarbeitet werden muss. „Dafür bieten wir einen sicheren und interessanten Arbeitsplatz“, sagt Woerle, „bei uns gibt es kein konjunkturelles Rauf-und-Runter. Wir haben einen relativ konstanten Absatz und sind deshalb auch nicht so krisenabhängig.“Derzeit werden in Henndorf zehn Lehrlinge ausgebildet, vor allem in der Käserei, im Labor und im Bereich Mechatronik. Sie können bis zum Meister aufsteigen, was auch firmenintern den Weg nach oben öffnet. „Unser Betriebsleiter ist seit 40 Jahren im Betrieb und hat auch als Lehrling angefangen“, erzählt der Firmenchef. „Wir wollen offene Stellen vor allem mit eigenen Leuten nachbesetzen“, ergänzt der Junior Gerrit Woerle. Konkret werden die Lehrberufe Lebensmitteltechnik, Milchtechnologie, Betriebslogistik und Mechatronik angeboten, dazu kommen noch Lehrlinge im kaufmännischen Bereich und in der Verwaltung. „Wir übernehmen alle Lehrlinge nach der Lehrzeit“, sagt Woerle junior – das seien drei bis vier pro Jahr. Im Zuge ihrer Ausbildung werden sie auch zu den Lieferanten geschickt, Auslandsaufenthalte etwa in Irland oder auf Malta gehören ebenso dazu. „Deshalb legen wir auch großen Wert auch Englischkenntnisse“, betont der Seniorchef. Auch Kunden und befreundeten Betrieben werden die Lehrlinge „geborgt“, etwa in Norddeutschland. Dort können die jungen Mitarbeiter ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr mitarbeiten. Umgekehrt kommen auch Praktikanten nach Henndorf, kürzlich war ein junger Taiwanese im Betrieb. „Warum soll ein junger Mitarbeiter nicht einige Zeit nach Neuseeland gehen, wo es viele große Milchbetriebe gibt? Er kommt nachher mit viel Know-how wieder zurück“, erklärt Gerrit Woerle.
Im Lehrberuf Milchtechnologie geht es etwa darum zu wissen, woher die Milch kommt und woraus sie sich zusammensetzt. Das ist wichtig für die Weiterverarbeitung als Trinkmilch, Joghurt oder Käse. Mit diesem technischen Wissen könne man die Möglichkeiten des Rohstoffs noch besser nutzen.
Zwischendurch sind die Lehrlinge acht Wochen in der Berufsschule in Rotholz bei Jenbach in Tirol. Lehrlinge der Lebensmitteltechnologie drücken in Wels die Schulbank. Zum Muss in der Ausbildung gehört neben dem technischen Wissen auch das kaufmännische. „Bei uns muss man rechnen können“, erklärt Woerle senior. Dazu kommen die Wissensbereiche Lebensmittelrecht oder Hygiene. „Man muss auch lernen, mit den Bauern, die unsere Zulieferer sind, richtig umgehen zu können“, erzählt der Firmenchef aus der täglichen Praxis. Ein Lehrling muss aber auch Laborproben ziehen und die Ergebnisse verstehen können. Und schließlich geht es im Betrieb auch um die Mikrobiologie. Gerhard Woerle ist dies alles sehr wichtig, denn sein Betrieb erzeugt hochwertigen Rohmilchkäse aus Heumilch oder Bioproduktion.
Auch wenn die landwirtschaftsnahe Käseerzeugung bisher sehr männlich geprägt war, stehen weibliche Lehrlinge mehr denn je auf der Wunschliste der Personalabteilung. So gab es schon einige weibliche Lehrlinge, heuer wechselt eine junge Frau in die Stammmannschaft. Die Suche nach qualifiziertem Nachwuchs ist für Woerle derzeit kein Problem: „Wir haben keinen Mangel an Bewerbern, es reicht gerade.“Die Notwendigkeit, selbst Lehrlinge auszubilden, wird aber dringender, zumal es in der Branche durch die Konzentration keine so große Breite an Arbeitsplätzen mehr gibt. „Beim EU-Beitritt gab es in Österreich noch 167 milchverarbeitende Betriebe, heute sind es gerade noch 35“, sagt Woerle. Allerdings: Die Tendenz zu Kleinbetrieben ist zuletzt wieder stärker geworden.