„Alle anderen wollen uns verhindern“
Nach dem Rücktritt des Landesrats sieht Hans Mayrs Stellvertreter eine politische Intrige. Spenden von Baufirmen hätte er aber „wahrscheinlich nicht“angenommen.
Am 30. Jänner tritt Wohnbaulandesrat Hans Mayr von seinem Amt infolge der Parteispenden zurück. Seine von ihm im April 2016 gegründete Partei, die „Salzburger Bürgergemeinschaft“, führt derzeit der ehemalige Bankdirektor Erwin Seeauer. SN: Was hat Sie nach fast 29 Jahren bei der Bank bewogen, in die Politik zu gehen? Erwin Seeauer: Ich hätte mir das auch nie gedacht. Ich bin mit einem Bekannten zu einem Termin gefahren. Der meinte: Ich gehör’ eigentlich in die Politik. Hans Mayr hab ich schon aus Bankzeiten gut gekannt. Und so hat eines das andere ergeben. SN: Bereuen Sie Ihren Schritt? Nein, im Gegenteil. Ich habe jetzt wahnsinnig Gefallen daran gefunden. Politik ist nicht schmutzig, nur einzelne Politiker sind so. SN: Sie haben eine Offenlegung der Parteifinanzen versprochen. Trotzdem sind nicht alle Namen am Mittwochabend im Landtag genannt worden. Warum? Es ist alles offengelegt worden. Was wir nicht dürfen, sind Kleinspender unter 3500 Euro zu veröffentlichen. Wir haben den Leuten versprochen, dass sie anonym bleiben. Aber wir haben seit Freitag die Zustimmung von allen. Auf unserer Homepage (SBGMAYR.AT/UNTERSTUETZER)
haben wir jetzt alle Spender namentlich veröffentlicht. Noch mehr offenlegen können wir nicht. SN: Die Namen der Bürgen wurden nur teilweise genannt. Seither wird über die „reiche Dame“spekuliert, die der Partei 200.000 Euro geliehen hat. Nennen Sie diese jetzt? Ich kenne den Namen gar nicht. SN: Als Finanzreferent kennen Sie Ihre größte Geldgeberin nicht? Es ist eine gute Bekannte von Hans Mayr. Mehr weiß ich auch nicht. Ich habe den Treuhandvertrag nie gesehen. Wir müssen die Darlehen, die wir bekommen haben, ja zurückbezahlen, attraktiv verzinst mit 1,5 Prozent. SN: Waren Sie über die Parteifinanzen stets voll informiert? Nein, am Anfang nicht. Erst etwa so ab November 2017. SN: Am 29. November haben Sie auf SN-Anfrage bestritten, dass es ein Darlehen einer Baufirma gibt. Es sei lediglich eine Spende von 1000 Euro erfolgt. Am Mittwoch sagten Sie, das Darlehen gab es, die Spende nie. Was jetzt? An dieses Detail und den Namen damals kann ich mich nicht erinnern. Ich hatte da noch keine Unterlage oder habe was verwechselt. Oder wir haben uns einfach vertan. Das kann sein. SN: Haben Sie sich mit all dem, was Sie jetzt wissen, in Hans Mayr getäuscht? Nein. Er hat seine Art. Er ist ein Alphatier. Und er hat sich sehr mächtig gefühlt und wollte es als Einzelkämpfer schaffen, Tag und Nacht für die Bürger da zu sein. Hans Mayr will immer alles selbst machen und hat dann nicht mehr gewusst, wer ihm im Einzelnen Geld versprochen hat. SN: Ist Ihnen nie in den Sinn gekommen, dass es eine Unvereinbarkeit zwischen Baulandesrat und Spenden von Baufirmen geben könnte? Im Nachhinein ist man immer gescheiter. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, ist mir der Gedanke nicht gekommen. Ja, es war blöd. Es sind große Fehler gemacht worden, das muss man zugeben. SN: Hätten Sie als Finanzreferent der Partei Spenden von Baufirmen angenommen? Wahrscheinlich nicht. SN: Wie geht es jetzt mit der Partei weiter? Wir haben am Montagabend eine Landesleiter-Sitzung und brauchen dringend Beschlüsse. SN: Mit oder ohne Hans Mayr? Ohne ihn. Es ist derzeit undenkbar, dass er teilnimmt. Wir werden am Montag die Beschlüsse ohne Hans Mayr fassen müssen. SN: Aber ein Antreten der SBG ist fix? Ja, denn alle anderen Parteien wollen verhindern, dass wir antreten. Selbst wenn wir nur 1000 Stimmen bekommen, gehen sie bei einer anderen Partei ab. Jede Stimme, die die SBG bekommt, geht einer bestehenden Partei ab. SN: Für Sie ist das jetzt alles eine politische Intrige? Ja. SN: Wer wird jetzt Spitzenkandidat für die Wahl? Es gibt drei Varianten. Hans Mayr wird gesund und tritt als Spitzenkandidat an. Variante zwei: Es gibt einen anderen Spitzenkandidaten und Hans Mayr arbeitet weiter mit. Oder Variante drei: Hans Mayr scheidet aus der Politik aus und es gibt einen neuen Spitzenkandidaten in der SBG. Wenn Mayr aussteigt, haben wir wohl keine Chance. Das wäre die Horrorvariante. SN: Und ein Spitzenkandidat namens Erwin Seeauer? Mir wäre lieber, es wäre Herbert Wallner. Ich mache es nur, wenn sich sonst niemand findet. SN: Glauben Sie an den Einzug in den Landtag oder spekulieren Sie nur noch auf die Wahlkampfkostenrückerstattung? Ich persönlich bin überzeugt, dass wir es schaffen. Sonst täte ich mir das nicht an.