Einfach oder doch opulent?
Die IMM zeigt alljährlich die Einrichtungstrends. Betonter Einfachheit steht oft eine opulente Mischung aus Farben, Materialien und Formen gegenüber.
Alljährlich ist die internationale Möbelmesse IMM in Köln der erste Wegweiser zu Jahresbeginn, wohin im Wohnbereich die Reise geht. Auch diese Woche wieder traf sich die Branche am Rhein und zeigte aktuelle Farben und Formen sowie die neuesten Trends, etwa jenen zu langlebigen Materialien wie Marmor oder die anhaltende Faszination der Menschen an DesignKlassikern. Zu sehen ist auch, was der Mensch zum Wohnen braucht, also Leuchten, Bäder, Wohntextilien und -Accessoires.
Thema Muster: Sie scheinen sich voll und ganz auf den Boden zu kaprizieren. Selbst an der Wand tun sie sich etwas schwer. Dafür haben sie als uni gerahmte Akzentgeber an einzelnen Wänden einen großen Auftritt. Während sich bei den Teppichen eine wahre Muster- und Farbexplosion Bahn bricht, bei der es häufig grafische Designs und mutige Magenta-Töne gibt, erscheinen die meisten Flächen der Wohnung wie in satte, vollflächige Farben getunkt, die höchstens einmal durch feinlinige geometrische Raster strukturiert werden.
Es sieht fast so aus, als ob der WindowsDesktop in den vordefinierten Vollfarben den Sprung aus dem Rechner in die Wohnung schafft. Der „Klick“ist dabei der eigentliche Trend – nämlich die Möglichkeit, individuelle Farben oder individuelle Stoffe anzulegen, auszusuchen und zu bestellen.
Grafischer werden aber nicht nur die Muster, sondern auch die Möbel selbst. Unterstützt durch die Verwendung von Unis und Ton-in-Ton-Kombinationen fügen sich nicht nur die schlanken, konturbetonten Möbel, sondern auch die größeren Volumina fast schwerelos in das wie eine zweidimensionale Collage angelegte moderne Interior Design.
Satt und uni werden auch die Trendfarben des Jahres 2018 eingesetzt, einmal als Akzent, einmal als komplettes Kleid für Polster- und Kastenmöbel. Die schon vor zwei Jahren als „neues Schwarz“in Aussicht gestellte Dunkelfarbe im Pflaumenblau-Violett-Bereich kommt jetzt breitenwirksam als Pantone-Farbe „Ultra-Violett“in den Wohnzimmern an. In einer etwas wärmeren, gefälligeren Form hat die von Akzo-Nobel favorisierte Farbe „Heart Wood“das Zeug, ganze Sofalandschaften in harmonische Töne zu kleiden. Beide Farben passen ganz hervorragend zum warmen Braun von Hölzern. Daneben haben auch weiterhin Grüntöne Konjunktur, heuer vor allem das „Waldgrün“. Sie flankieren perfekt den Green Living Trend mit seinen Naturmaterialien und Pflanzen-Collagen. Rot wird vielfach als Akzent sowohl zu Holz als auch zu Ultra-Violett eingesetzt und bringt Leben in die Möbelwelt.
Bei den Materialien ist nach wie vor viel Natur angesagt – mal authentisch, mal als Imitat. Hier ist die klassische Fliese mit Holzmusterung nicht nur in Bad oder Küche dominierend. Im Gegenzug erobern Echtholz-Parkett und sogar Echtholz-Badmöbel Feuchtbereiche zurück, während sich der traditionell im Bad und auf dem Boden zu findende Marmor im Möbeldesign etabliert, nachdem er schon seit einiger Zeit bei Designern als exklusives Material beliebt war. Mit neuen Fertigungsverfahren kann Marmor für viele andere Einsatzgebiete verwendet werden, sodass der Naturstein für die feine Maserung von Tischen, Regalen, Wandvertäfelungen und sogar für das Leuchten-Design entdeckt wird.
Kennerschaft beweist, wer als Möbel Designklassiker verwendet oder eben solche, die es einmal werden können. Vorbild sind Klassiker der Moderne, meist in skandinavisch-klarer Formgebung. Als Material dominiert Massivholz, begleitet von dazupassenden Naturmaterialien wie Stein, Wolle oder wollartigen Textilien, Korb, Leder und Metall. Dabei ist die Fangemeinde längst nicht mehr nur durch Geld, sondern durch Kennerschaft gekennzeichnet.
In einer Zeit des „Mix & Match“braucht niemand mehr komplette Ausstattungen anzuschaffen. Gekauft und gesammelt wird, was man findet und/oder sich gerade leisten kann.